Der arabische Frühling
treibt im Iran bislang keine Blüten. Das berichtet der Vorsitzende der Komission
Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Ludwig Schick, an diesem Freitag
aus dem Iran:
„Wir haben Gespräche darüber geführt, aber hier hat es keine
Auswirkungen gegeben, das haben uns auch unsere Gesprächspartner deutlich gemacht.“
Schick
bereist mit einer Delegation der Deutschen Bischofskonferenz und Vertretern katholischer
Hilfswerke noch bis Sonntag das Land. Er traf am Freitag in Teheran mit dem Nuntius
und Vertretern der katholischen Kirchen zusammen. Auch karitative Einrichtungen und
Pfarreien habe er sich ansehen können, berichtet der Erzbischof im Gespräch mit Radio
Vatikan:
„Die Kirche ist klein, sie kann nicht sehr nach außen wirken,
aber sie ist sehr aktiv, sie unterhält Katechismus-Unterricht und Katechismus-Schulen,
sie ist aktiv in karitativer Arbeit, hält Gottesdienste. Es ist eine gute Präsenz
der Kirche hier im Land Iran.“
Diese Glaubensenergie könne aber keine Früchte
in der iranischen Öffentlichkeit tragen. Denn auch wenn den Christen im Iran verfassungsmäßig
Religionsfreiheit zugestanden wird, dürfen sie sich nach außen hin in keinster Weise
missionarisch zu erkennen geben – jedenfalls bisher nicht:
„Es ist so eine
„Nazareth-Situation“, die Christen sind quasi in ihrer Nazareth-Familie, sie tun das,
was möglich ist. Und – Nazareth bedeutet natürlich auch immer Vorbereiten und Warten
auf den Moment, wo man dann nach außen hin wirken kann. Wir sind hier, um die Christen
hier besser kennenzulernen und ihnen unsere Wertschätzung und Solidarität zu zeigen.
Sie brauchen unsere Hilfe, denn eine solche kleine christliche Gemeinschaft kann nur
schwer aus den eigenen Ressourcen leben.“
Vor allem, weil diese Ressourcen
mehr und mehr schwinden: Die ohnehin schon kleine christliche Gemeinschaft im Iran
wandert zunehmend ab – sie stellt mit 130.000 Gläubigen nicht einmal ein halbes Prozent
der (mehrheitlich muslimisch-schiitischen) Bevölkerung. Die Zahl der Katholiken beläuft
sich auf etwa 14.000. Der Exodus habe schon irakische Ausmaße angenommen, berichtet
Schick. Zurück blieben vor allem alte Leute, die dringend Hilfe und Pflege bräuchten.
Am vorletzten Reisetag, dem Samstag, steht für die DBK-Delegation noch ein
Treffen mit Vertretern der Islamischen Theologie in Ghom auf dem Programm. Weltkirchenbischof
Schick hofft, dass das Treffen auch einen positiven Effekt auf die Lage der Christen
im Iran haben wird.
„Wir möchten einfach einmal zeigen, dass wir mit ihnen
sprechen wollen. Und wir erhoffen uns auch, dass sie die Situation der Christen verstehen
und natürlich auch helfen, dass die Christen ihre Freiheit, die ihnen ja vom Gesetz
her gegeben ist, wahrnehmen können. Der Heilige Vater setzt sehr auf Dialog und hat
ja auch einige Dialoginitiativen in den letzten Jahren gestartet. Und jeder Dialog,
der hilft, sich besser kennenzulernen, zu verstehen und wertzuschätzen, kann nur nützlich
sein für ein gutes Miteinander der Religionen, damit auch die Religionen zusammen
für Gerechtigkeit, Frieden und Freiheit der Menschen wirken können.“