2011-10-29 11:47:59

Kardinal Marx: Europa erhält durch Krise auch neue Fahrt


RealAudioMP3 Die EU-Bischofskommission COMECE hat grundlegende Veränderungen für einen dauerhaften Ausweg aus der Finanzkrise gefordert. Technische und kurzfristige Lösungen reichten nicht aus, erklärten die EU-Bischöfe zum Abschluss ihrer Herbstvollversammlung am Freitag in Brüssel. Zwar seien die Beschlüsse der jüngsten Euro-Gipfel zu begrüßen. Nötig sei es aber, eine langfristige Vision für die europäischen Institutionen zu schaffen und sich auf ein gemeinsames Wirtschafts- und Sozialmodell zu verständigen, so die COMECE.

Nach Ansicht des Münchner Kardinals Reinhard Marx ist die Euro-Krise eine Chance für die EU. Die Einigung zur Bewältigung der griechischen Schuldenkrise sei zwar eine „Notoperation“ gewesen, sagte der Sozialverantwortliche der Deutschen Bischofskonferenz am Freitag dem Kölner Domradio. Die Regierenden hätten jedoch erkannt, dass weitere Schritte folgen müssten, um Finanz- und Wirtschaftspolitik stärker zu koordinieren. „Das Projekt Europa ist also nicht gestorben, sondern hat durch die Krise hindurch vielleicht sogar neue Fahrt bekommen“, so Marx. Die Nationalstaaten müssten mehr von ihrer Eigenständigkeit abgeben, betonte der Kardinal. Umso wichtiger sei der gemeinsame Wille, „das europäische Projekt nicht wieder zurückfallen zu lassen in nationale Egoismen“. Dazu gehöre eine bessere Abstimmung in der Finanz- und Wirtschaftpolitik: „Wenn man eine gemeinsame Währung will, wenn man gemeinsam in einer globalen Welt auftreten will, wird man mehr Integration brauchen.“

Christen in der Mitverantwortung
Marx sieht die Christen in der Mitverantwortung für ein Gelingen der europäischen Idee. Sie dürften nicht „die Skeptiker sein, die nur stets die Haare in der Suppe suchen“. Vielmehr müssten sie zu Motoren dieser großen „Friedensidee“ nach dem Zweiten Weltkrieg werden: „Die Idee Europa ist nicht tot, im Gegenteil.“ Angesichts der Krise dürften die Länder sich nicht gegenseitig die Schuld zuschieben, so Marx. Es seien gemeinsam Fehler gemacht worden, etwa durch einen „radikalen Finanzkapitalismus“ und ein „Leben auf Pump“. Nun müssten alle daran arbeiten, „dass die Verschuldung zurückgefahren wird und wir seriöse Haushalte aufstellen“. Als weitere Aufgaben nannte der Erzbischof eine Eingrenzung des Finanzkapitalismus und die Einführung einer sozialen Marktwirtschaft auf europäischer Ebene.

(domradio/kna 29.10.2011 mg)







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