„Der Friede sei mit euch“ ist der Gruß, den der Auferstandene an seine Jünger, und
damit an seine Gemeinschaft, seine Kirche richtet. Der Friede liegt damit fest im
Kern des Christentums. Und nicht nur des Christentums, das wurde beim Friedenstreffen
in Assisi wieder einmal deutlich. Das erste Treffen stand im Schatten des Kalten
Krieges und der Hochrüstung, das zweite, lokale 1993 im Zeichen der Balkankriege,
das dritte 2002 fand einige Monate nach dem 11. September statt. Und dieses Jahr?
Es gibt sie immer noch, den Krieg und den Terror. Aber es waren weniger konkrete Anlässe
als vielmehr eine grundsätzliche Frage, die von verschiedenen Seiten angeleuchtet
wurde: Was ist eigentlich der Beitrag, den Religionen leisten können, einzeln und
vor allem auch gemeinsam? Was für eine Rolle spielt Gott für uns, wenn es um die Gestaltung
der Welt geht? Der Papst hat in seiner Ansprache die Frage gestellt, ob wir Gott
überhaupt kennen. Und er hat diese Frage offen gelassen. Für mich ist das mehr als
alles andere Zeichen dafür, dass es wirklich eine Pilgerschaft ist, ein sich Aufmachen
und Suchen, das die Suche nach Frieden in uns als Menschen des Glaubens auslösen muss.
Wir können Frieden nicht aus fertigen Versatzstücken zusammen setzen, wir müssen uns
aufmachen und auch unbequeme Fragen an uns selbst stellen, „Pilger des Friedens, Pilger
der Wahrheit“. Mehr als jemals ist diese Frage an alle Religionen gestellt, die
Suche nach Wahrheit und nach dem Frieden ist nur gemeinsam zu schaffen. Es ist aber
alles mit Rückfragen verbunden. Und nur mit diesen Fragen und den Auseinandersetzung,
in Respekt vor den anderen Religionen und der eigenen Religion, werden wir weiterkommen.
Und nur dann wird der Friede, der ein Geschenk Gottes ist, mit uns sein.