2011-10-27 13:02:07

Tunesien: „Keine Gefahr des Islamismus“


Trotz des Wahlsiegs der islamistischen Ennahda-Partei in Tunesien sieht die Friedrich-Ebert-Stiftung das Land nicht auf dem Weg in einen Gottesstaat. Die Tunesier hätten die Diktatur nicht gestürzt, „um sie gegen ein religiös-autoritäres Regime einzutauschen“, sagte die Büroleiterin der Stiftung in Tunis, Elisabeth Braune, am Donnerstag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Zudem sei die Führung der Ennahda (Wiedergeburt) gemäßigt, ihr Programm beinhalte auch keine fundamentalistischen Ziele. Bei den Wahlen zur Verfassungsgebenden Versammlung am Wochenende hat die Ennahda nach derzeitigem Stand rund 45 Prozent der Stimmen gewonnen.

Die Partei wirke glaubwürdig, weil sie unter dem beseitigten Präsidenten Ben Ali massiv unterdrückt worden sei. „Viele Tunesier sind überzeugt, dass Ennahda besonders kompromisslos die Reste des alten Regimes beseitigt“, so Braune. Ihren Wählern, die vor allem unter der wertkonservativen Landbevölkerung zu finden seien, verspreche der Islam Sicherheit in Zeiten des Umbruchs. Sie wollten jedoch keinen Gottesstaat, denn eine Abschirmung gegen den Westen sei schon mit Blick auf den wirtschaftlich wichtigen Tourismus „keine gute Option“. Braune betonte, auch die liberalen westlich orientierten Parteien hätten große Stimmenanteile errungen. „Das gesellschaftliche Korrektiv ist also gegeben.“ Die Menschen sehnten sich allgemein nach Bürgerrechten und einer freiheitlichen Gesellschaft. Dafür habe Tunesien „exzellente Voraussetzungen“. Die Ennahda-Partei müsse sich nun vor allem auf wirtschaftlichem Feld bewähren, sagte Braune mit Blick auf die hohe Arbeitslosigkeit in Tunesien. Das spreche für eine pragmatische Politik und gegen islamistische Experimente.

(kna 27.10.2011 pr)








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