2011-10-23 14:17:04

Papst: „Weltmission betrifft alle“


Zum diesjährigen Weltmissionssonntag hatte der Papst bereits am vergangenen 6. Januar auf die aktive Teilnahme aller Gläubigen hingewiesen. „Die Weltmission betrifft alle, alles und zu jeder Zeit“, so Benedikt XVI. in der Botschaft. Das Evangelium gehöre nicht ausschließlich denen, die es empfangen haben, sondern es sei ein Geschenk, „das wir weitergeben sollen, eine gute Nachricht, die wir mitteilen müssen.“ Mit diesem Auftrag wandte sich der Papst in der Botschaft zum Weltmissionssonntag 2011 an die Gläubigen der Welt, die er darum bittet, trotz aller wirtschaftlichen Probleme die jungen Kirchen zu unterstützen. (zenit)

Hier lesen Sie die offizielle deutsche Version der Botschaft

„Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch“ (Joh 20,21) lautet das Thema der Botschaft von Papst Benedikt XVI. zum Sonntag der Weltmission 2011, der dieses Jahr am 23. Oktober begangen wird.
Anlässlich des Heiligen Jahres 2000 hat der ehrwürdige Papst Johannes Paul II. zu Beginn eines neuen Jahrtausends der christlichen Zeit mit Nachdruck betont, wie notwendig es ist, das Engagement bei der Verkündigung des Evangeliums unter allen Menschen zu erneuern und zwar „mit derselben Begeisterung, welche die Christen der ersten Stunde auszeichnete" (vgl. Apostolisches Schreiben Novo millennio ineunte, 58). Dies ist der kostbarste Dienst, den die Kirche an der Menschheit und an jedem einzelnen Menschen auf der Suche nach den tiefen Gründen für ein Leben in Fülle leisten kann.
Deshalb lautet die Aufforderung am Sonntag der Weltmission jedes Jahr gleich. Denn die unermüdliche Verkündigung des Evangeliums erneuert auch die Kirche selbst, ihre Begeisterung, ihren apostolischen Geist, sie erneuert die Methoden der Seelsorge, damit sie den neuen Gegebenheiten entsprechen - auch dort wo eine Neuevangelisierung erforderlich ist - und damit sie von missionarischer Begeisterung beseelt sind: „Durch die Mission wird die Kirche tatsächlich erneuert, Glaube und christliche Identität werden bestärkt und erhalten neuen Schwung und neue Motivation. Der Glaube wird stark durch Weitergabe! Die neue Evangelisierung der christlichen Völker findet Anregung und Halt im Einsatz für die sich weltweit bestätigende Mission" (JOHANNES PAUL II., Enzyklika Redemptoris missio, 2)
Dieses Ziel wird fortwährend neu belebt durch die Feier der Liturgie, insbesondere der Eucharistie, die immer mit dem Aufruf des auferstandenen Jesus an die Apostel endet: „Geht ..." (Mt 28,19). Die Liturgie ist stets ein Ruf „aus der Welt" und eine erneute Aussendung „in die Welt" damit wir bezeugen, was wir erfahren haben: die erlösende Kraft des Wortes Gottes, die erlösende Kraft des österlichen Geheimnisses Christi. Alle, die dem auferstandenen Herrn begegnet sind, empfanden das Bedürfnis, dies anderen mitzuteilen, wie es die beiden Emmaus-Jünger taten: „Noch in derselben Stunde brachen sie auf und kehrten nach Jerusalem zurück und sie fanden die Elf und die anderen versammelt" und erzählten, was sie unterwegs erlebt hatten (Lk 24,33-34). Papst Johannes Paul II. forderte auf, „wachsam und bereit" zu sein, „sein Angesicht zu erkennen und zu den Brüdern zu laufen, um ihnen die große Nachricht zu bringen, ‚Wir haben den Herrn gesehen!'" (Apostolisches Schreiben Novo millennio ineunte, 59).
Empfänger der Verkündigung des Evangeliums sind alle Völker. Die Kirche „ist ihrem Wesen nach missionarisch, da sie selbst ihren Ursprung aus der Sendung des Sohnes und aus der Sendung des Heiligen Geistes herleitet gemäß dem Plan Gottes des Vaters" (ZWEITES VATIKANISCHES KONZIL, Dekret Ad gentes, 2). Dies ist „die der Kirche eigenen Gnade und Berufung, ihre tiefste Identität. Sie existiert, um zu evangelisieren" (vgl. PAUL VI. Evangelii nuntiandi, 14). Demzufolge darf sie sich nie in sich selbst verschließen. Sie verwurzelt sich an bestimmten Orten, um darüber hinaus zu wachsen. Ihr Wirken, kraft dessen sie im Gehorsam gegen Christi Gebot und getrieben von der Gnade und Liebe des Heiligen Geistes handelt, macht sie in voller Wirklichkeit unter allen Völkern gegenwärtig, um sie zum Glauben Christi zu führen (vgl. Ad gentes, 5).
Diese Sendung hat ihre Dringlichkeit nicht verloren. Im Gegenteil, „die Sendung Christi, des Erlösers, die der Kirche anvertraut ist, ist noch weit davon entfernt vollendet zu sein. Ein Blick auf die Menschheit insgesamt ... zeigt uns, dass diese Sendung noch in den Anfängen steckt und dass wir uns mit allen Kräften für den Dienst an dieser Sendung einsetzen müssen." (JOHANNES PAUL II., Enzyklika Redemptoris missio, 1). Wir dürfen nicht ruhen, wenn wir daran denken, dass es nach zweitausend Jahren immer noch Völker gibt, die Christus nicht kennen und seine Heilsbotschaft noch nicht gehört haben.
Nicht nur das; denn die Zahl derer wird größer, die, obschon ihnen das Evangelium bereits verkündet wurde, dieses vergessen und sich von ihm entfernt haben und sich nicht mehr in der Kirche wieder erkennen; und viele Sektoren, auch in Ländern mit christlicher Tradition, sind heute für Wort des Glaubens unempfänglich. Es findet derzeit ein kultureller Wandel statt, der sich auch aus der Globalisierung speist, aus Denkströmungen und aus einem vorherrschenden Relativismus, ein Wandel, der zu einer Mentalität und zu einem Lebensstil führt, die von der Botschaft des Evangeliums absehen, als ob Gott nicht existierte, und die das Streben nach Wohlstand, leichtem Gewinn, Karriere und Erfolg als Lebensziel verfolgen, auch zum Schaden der moralischen Werte.
Die Weltmission betrifft alle, alles und zu jeder Zeit. Das Evangelium gehört nicht ausschließlich denen, die es empfangen haben, sondern es ist ein Geschenk, das wir weitergeben sollen, eine gute Nachricht, die wir mitteilen müssen. Und dieses verpflichtende Geschenk ist nicht nur einigen wenigen anvertraut, sondern allen Getauften, denn sie sind „ein auserwähltes Geschlecht... ein heiliger Stamme, ein Volk, das sein besonderes Eigentum wurde" (1 Pt 2,9), damit sie Gottes große Taten verkünden.Betroffen sind auch alle Tätigkeitsbereiche. Das Interesse für die Evangelisierungstätigkeit der Kirche in der Welt und das Mitwirken an dieser, dürfen sich nicht auf bestimmte Augenblicke oder besondere Anlässe beschränken und sollen ebenso wenig nur als eine der vielen seelsorgerischen Tätigkeiten betrachtet werden: die missionarische Dimension der Kirche ist von wesentlicher Bedeutung und muss deshalb stets gegenwärtig sein. Es ist wichtig, dass sowohl die einzelnen Getauften, als auch die kirchlichen Gemeinden nicht nur sporadisches oder gelegentliches Interesse an der Mission zeigen, sondern sie auf konstante Art und Weise als christliche Lebensform betrachten. Auch der Sonntag der Weltmission ist nicht irgendein Moment im Laufe des Jahres, sondern eine kostbare Gelegenheit innezuhalten und darüber nachzudenken, ob und wie wir unser missionarischen Berufung nachkommen; die Antwort ist für das Leben der Kirche von wesentlicher Bedeutung.
Die Evangelisierung ist ein vielschichtiger Prozess und umfasst verschiedene Elemente. Seit jeher ist bei der missionarischen Öffentlichkeitsarbeit auch immer der Aspekt der Solidarität von besondere Bedeutung. Diese gehört auch zu den Zielsetzungen des Sonntags der Weltmission, an dem die Päpstlichen Missionswerke um Unterstützung für die Verwirklichung der Aufgaben der Evangelisierungstätigkeit in den Missionsländern bitten. Es geht dabei um die Unterstützung von Institutionen, die für die Festigung und Konsolidierung der Kirche durch Katechisten, Seminare und Priester notwendig sind; und es geht darum, zur Verbesserung der Lebensbedingungen von Menschen in Ländern beizutragen, in denen Armut und Unterernährung, vor allem bei Kindern, Krankheiten und der Mangel an Gesundheits- und Bildungseinrichtungen besonders weit verbreitet sind. Auch dies ist Teil der Sendung der Kirche. Wenn sie das Evangelium verkündet, dann nimmt sie sich des Menschen auf ganzheitliche Weise an. Es ist nicht akzeptabel, betonte der Diener Gottes Paul VI., dass bei der Evangelisierung Themen vernachlässigt werden, die menschliche Entwicklung, Gerechtigkeit und Befreiung von jeder Art von Unterdrückung betreffen, natürlich unter Achtung der Autonomie der politischen Sphäre. Würde das Interesse an den weltlichen Bedürfnissen der Menschen vernachlässigt, dann würde man „die Lektion des Evangeliums über die Liebe zu notleidenden Menschen vergessen" (vgl. Apostolisches Schreiben Evangelii nuntiandi, 31.34); und dies wäre nicht im Einklang mit der Verhaltensweise Jesu, der „durch alle Dörfer zog, in ihren Synagogen lehrte" und dabei das das Evangelium vom Reich verkündete „und alle Krankheiten und Leiden" heilte (vgl. Mt 9,35).
Durch die mitverantwortliche Teilhabe an der Sendung der Kirche wird der Christ zum Stifter der Gemeinschaft, des Friedens und der Solidarität, die Christus uns geschenkt hat und wirkt an der Verwirklichung des Heilsplans Gottes für die ganze Menschheit mit. Die Herausforderungen, mit denen man dabei konfrontiert wird, berufen die Christen zusammen mit den Mitmenschen ihren Weg zu gehen, und die Mission ist wesentlicher Bestandteil dieses gemeinsamen Weges. Durch sie bringen wir, wenn auch in Tontöpfen, unsere christliche Berufung mit, den unschätzbaren Wert des Evangeliums, das lebendige Zeugnis des gestorbenen und auferstandenen Jesu, dem wir durch die Kirche begegnen und an den wir durch sie glauben.
Der Sonntag der Weltmission möge bei jedem den Wunsch wecken und die Freude darüber entstehen lassen, zu den Menschen zu „gehen" und allen Christus zu bringen. In seinem Namen erteile ich allen von Herzen den Apostolischen Segen, insbesondere denjenigen, die sich wegen des Evangeliums am meisten mühen und um seinetwillen leiden.
Aus dem Vatikan, am 6. Januar 2011, dem Fest der Erscheinung des Herrn,
Benedictus PP XVI.







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