Zum diesjährigen Weltmissionssonntag hatte der Papst bereits am vergangenen 6. Januar
auf die aktive Teilnahme aller Gläubigen hingewiesen. „Die Weltmission betrifft alle,
alles und zu jeder Zeit“, so Benedikt XVI. in der Botschaft. Das Evangelium gehöre
nicht ausschließlich denen, die es empfangen haben, sondern es sei ein Geschenk, „das
wir weitergeben sollen, eine gute Nachricht, die wir mitteilen müssen.“ Mit diesem
Auftrag wandte sich der Papst in der Botschaft zum Weltmissionssonntag 2011 an die
Gläubigen der Welt, die er darum bittet, trotz aller wirtschaftlichen Probleme die
jungen Kirchen zu unterstützen. (zenit)
Hier lesen Sie die offizielle deutsche
Version der Botschaft
„Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch“
(Joh 20,21) lautet das Thema der Botschaft von Papst Benedikt XVI. zum Sonntag der
Weltmission 2011, der dieses Jahr am 23. Oktober begangen wird. Anlässlich des
Heiligen Jahres 2000 hat der ehrwürdige Papst Johannes Paul II. zu Beginn eines neuen
Jahrtausends der christlichen Zeit mit Nachdruck betont, wie notwendig es ist, das
Engagement bei der Verkündigung des Evangeliums unter allen Menschen zu erneuern und
zwar „mit derselben Begeisterung, welche die Christen der ersten Stunde auszeichnete"
(vgl. Apostolisches Schreiben Novo millennio ineunte, 58). Dies ist der kostbarste
Dienst, den die Kirche an der Menschheit und an jedem einzelnen Menschen auf der Suche
nach den tiefen Gründen für ein Leben in Fülle leisten kann. Deshalb lautet die
Aufforderung am Sonntag der Weltmission jedes Jahr gleich. Denn die unermüdliche Verkündigung
des Evangeliums erneuert auch die Kirche selbst, ihre Begeisterung, ihren apostolischen
Geist, sie erneuert die Methoden der Seelsorge, damit sie den neuen Gegebenheiten
entsprechen - auch dort wo eine Neuevangelisierung erforderlich ist - und damit sie
von missionarischer Begeisterung beseelt sind: „Durch die Mission wird die Kirche
tatsächlich erneuert, Glaube und christliche Identität werden bestärkt und erhalten
neuen Schwung und neue Motivation. Der Glaube wird stark durch Weitergabe! Die neue
Evangelisierung der christlichen Völker findet Anregung und Halt im Einsatz für die
sich weltweit bestätigende Mission" (JOHANNES PAUL II., Enzyklika Redemptoris missio,
2) Dieses Ziel wird fortwährend neu belebt durch die Feier der Liturgie, insbesondere
der Eucharistie, die immer mit dem Aufruf des auferstandenen Jesus an die Apostel
endet: „Geht ..." (Mt 28,19). Die Liturgie ist stets ein Ruf „aus der Welt" und eine
erneute Aussendung „in die Welt" damit wir bezeugen, was wir erfahren haben: die erlösende
Kraft des Wortes Gottes, die erlösende Kraft des österlichen Geheimnisses Christi.
Alle, die dem auferstandenen Herrn begegnet sind, empfanden das Bedürfnis, dies anderen
mitzuteilen, wie es die beiden Emmaus-Jünger taten: „Noch in derselben Stunde brachen
sie auf und kehrten nach Jerusalem zurück und sie fanden die Elf und die anderen versammelt"
und erzählten, was sie unterwegs erlebt hatten (Lk 24,33-34). Papst Johannes Paul
II. forderte auf, „wachsam und bereit" zu sein, „sein Angesicht zu erkennen und zu
den Brüdern zu laufen, um ihnen die große Nachricht zu bringen, ‚Wir haben den Herrn
gesehen!'" (Apostolisches Schreiben Novo millennio ineunte, 59). Empfänger der
Verkündigung des Evangeliums sind alle Völker. Die Kirche „ist ihrem Wesen nach missionarisch,
da sie selbst ihren Ursprung aus der Sendung des Sohnes und aus der Sendung des Heiligen
Geistes herleitet gemäß dem Plan Gottes des Vaters" (ZWEITES VATIKANISCHES KONZIL,
Dekret Ad gentes, 2). Dies ist „die der Kirche eigenen Gnade und Berufung, ihre tiefste
Identität. Sie existiert, um zu evangelisieren" (vgl. PAUL VI. Evangelii nuntiandi,
14). Demzufolge darf sie sich nie in sich selbst verschließen. Sie verwurzelt sich
an bestimmten Orten, um darüber hinaus zu wachsen. Ihr Wirken, kraft dessen sie im
Gehorsam gegen Christi Gebot und getrieben von der Gnade und Liebe des Heiligen Geistes
handelt, macht sie in voller Wirklichkeit unter allen Völkern gegenwärtig, um sie
zum Glauben Christi zu führen (vgl. Ad gentes, 5). Diese Sendung hat ihre Dringlichkeit
nicht verloren. Im Gegenteil, „die Sendung Christi, des Erlösers, die der Kirche anvertraut
ist, ist noch weit davon entfernt vollendet zu sein. Ein Blick auf die Menschheit
insgesamt ... zeigt uns, dass diese Sendung noch in den Anfängen steckt und dass wir
uns mit allen Kräften für den Dienst an dieser Sendung einsetzen müssen." (JOHANNES
PAUL II., Enzyklika Redemptoris missio, 1). Wir dürfen nicht ruhen, wenn wir daran
denken, dass es nach zweitausend Jahren immer noch Völker gibt, die Christus nicht
kennen und seine Heilsbotschaft noch nicht gehört haben. Nicht nur das; denn die
Zahl derer wird größer, die, obschon ihnen das Evangelium bereits verkündet wurde,
dieses vergessen und sich von ihm entfernt haben und sich nicht mehr in der Kirche
wieder erkennen; und viele Sektoren, auch in Ländern mit christlicher Tradition, sind
heute für Wort des Glaubens unempfänglich. Es findet derzeit ein kultureller Wandel
statt, der sich auch aus der Globalisierung speist, aus Denkströmungen und aus einem
vorherrschenden Relativismus, ein Wandel, der zu einer Mentalität und zu einem Lebensstil
führt, die von der Botschaft des Evangeliums absehen, als ob Gott nicht existierte,
und die das Streben nach Wohlstand, leichtem Gewinn, Karriere und Erfolg als Lebensziel
verfolgen, auch zum Schaden der moralischen Werte. Die Weltmission betrifft alle,
alles und zu jeder Zeit. Das Evangelium gehört nicht ausschließlich denen, die es
empfangen haben, sondern es ist ein Geschenk, das wir weitergeben sollen, eine gute
Nachricht, die wir mitteilen müssen. Und dieses verpflichtende Geschenk ist nicht
nur einigen wenigen anvertraut, sondern allen Getauften, denn sie sind „ein auserwähltes
Geschlecht... ein heiliger Stamme, ein Volk, das sein besonderes Eigentum wurde" (1
Pt 2,9), damit sie Gottes große Taten verkünden.Betroffen sind auch alle Tätigkeitsbereiche.
Das Interesse für die Evangelisierungstätigkeit der Kirche in der Welt und das Mitwirken
an dieser, dürfen sich nicht auf bestimmte Augenblicke oder besondere Anlässe beschränken
und sollen ebenso wenig nur als eine der vielen seelsorgerischen Tätigkeiten betrachtet
werden: die missionarische Dimension der Kirche ist von wesentlicher Bedeutung und
muss deshalb stets gegenwärtig sein. Es ist wichtig, dass sowohl die einzelnen Getauften,
als auch die kirchlichen Gemeinden nicht nur sporadisches oder gelegentliches Interesse
an der Mission zeigen, sondern sie auf konstante Art und Weise als christliche Lebensform
betrachten. Auch der Sonntag der Weltmission ist nicht irgendein Moment im Laufe des
Jahres, sondern eine kostbare Gelegenheit innezuhalten und darüber nachzudenken, ob
und wie wir unser missionarischen Berufung nachkommen; die Antwort ist für das Leben
der Kirche von wesentlicher Bedeutung. Die Evangelisierung ist ein vielschichtiger
Prozess und umfasst verschiedene Elemente. Seit jeher ist bei der missionarischen
Öffentlichkeitsarbeit auch immer der Aspekt der Solidarität von besondere Bedeutung.
Diese gehört auch zu den Zielsetzungen des Sonntags der Weltmission, an dem die Päpstlichen
Missionswerke um Unterstützung für die Verwirklichung der Aufgaben der Evangelisierungstätigkeit
in den Missionsländern bitten. Es geht dabei um die Unterstützung von Institutionen,
die für die Festigung und Konsolidierung der Kirche durch Katechisten, Seminare und
Priester notwendig sind; und es geht darum, zur Verbesserung der Lebensbedingungen
von Menschen in Ländern beizutragen, in denen Armut und Unterernährung, vor allem
bei Kindern, Krankheiten und der Mangel an Gesundheits- und Bildungseinrichtungen
besonders weit verbreitet sind. Auch dies ist Teil der Sendung der Kirche. Wenn sie
das Evangelium verkündet, dann nimmt sie sich des Menschen auf ganzheitliche Weise
an. Es ist nicht akzeptabel, betonte der Diener Gottes Paul VI., dass bei der Evangelisierung
Themen vernachlässigt werden, die menschliche Entwicklung, Gerechtigkeit und Befreiung
von jeder Art von Unterdrückung betreffen, natürlich unter Achtung der Autonomie der
politischen Sphäre. Würde das Interesse an den weltlichen Bedürfnissen der Menschen
vernachlässigt, dann würde man „die Lektion des Evangeliums über die Liebe zu notleidenden
Menschen vergessen" (vgl. Apostolisches Schreiben Evangelii nuntiandi, 31.34); und
dies wäre nicht im Einklang mit der Verhaltensweise Jesu, der „durch alle Dörfer zog,
in ihren Synagogen lehrte" und dabei das das Evangelium vom Reich verkündete „und
alle Krankheiten und Leiden" heilte (vgl. Mt 9,35). Durch die mitverantwortliche
Teilhabe an der Sendung der Kirche wird der Christ zum Stifter der Gemeinschaft, des
Friedens und der Solidarität, die Christus uns geschenkt hat und wirkt an der Verwirklichung
des Heilsplans Gottes für die ganze Menschheit mit. Die Herausforderungen, mit denen
man dabei konfrontiert wird, berufen die Christen zusammen mit den Mitmenschen ihren
Weg zu gehen, und die Mission ist wesentlicher Bestandteil dieses gemeinsamen Weges.
Durch sie bringen wir, wenn auch in Tontöpfen, unsere christliche Berufung mit, den
unschätzbaren Wert des Evangeliums, das lebendige Zeugnis des gestorbenen und auferstandenen
Jesu, dem wir durch die Kirche begegnen und an den wir durch sie glauben. Der Sonntag
der Weltmission möge bei jedem den Wunsch wecken und die Freude darüber entstehen
lassen, zu den Menschen zu „gehen" und allen Christus zu bringen. In seinem Namen
erteile ich allen von Herzen den Apostolischen Segen, insbesondere denjenigen, die
sich wegen des Evangeliums am meisten mühen und um seinetwillen leiden. Aus dem
Vatikan, am 6. Januar 2011, dem Fest der Erscheinung des Herrn, Benedictus PP XVI.