Ägypten/Österreich/Schweiz: Aufklärung von innen oder außen?
Papst Shenouda III. hat die Bitte von Angehörigen, die jüngsten Morde an koptischen
Christen aufzuklären zu lassen, zurückgewiesen. Mehrere Familien, die Angehörige bei
den Ausschreitungen vom 9. Oktober in Kairo verloren haben, hatten um eine international
geführte Aufklärung gebeten. Eine solche Untersuchung könnte zum jetzigen Zeitpunkt
negative Auswirkungen auf die „nationale Einheit“ haben, „die wir alle verteidigen“,
sagte dazu Shenouda III.. Die Kirche werde die betroffenen Familien in allen rechtlichen
Schritten unterstützen, fügte das Oberhaupt der koptischen Kirche im Land an. Der
oberste Militärrat habe Zeugen der Gewalt eingeladen, existierende Videoaufnahmen
abzugeben, damit eine „objektive und unparteiische Untersuchung“ in die Wege geleitet
werden könne.
Forderung nach Gerechtigkeit Die außerhalb von
Ägypten lebenden koptischen Gemeinden fordern unterdessen Gerechtigkeit und schnelle
Aufklärung der Vorfälle von Kairo: In Wien fand am Freitag eine Solidaritätsdemonstration
für die Kopten in Ägypten statt. Die Demonstranten – flankiert vom Wiener Erzbischof,
Kardinal Christoph Schönborn, und dem koptisch-orthodoxen Bischof Anba Gabriel – forderten
eine lückenlose Aufklärung der Gewalt. In Genf gingen am Freitag rund 300 Kopten vor
dem Sitz der Vereinten Nationen auf die Straße. Sie kritisierten das Militär und die
Medien in Ägypten und forderten, dass ein internationales Gremium das Massaker von
Kairo aufklärt. Bei den Ausschreitungen vor dem Fernsehgebäude Maspiro waren in der
ägyptischen Hauptstadt fast 30 Kopten ermordet worden. Die koptischen Demonstranten
übergaben der UNO-Menschenrechtsabteilung in Genf einen Brief, in dem sie ihre Forderungen
formulieren.