Tagung zur Militärseelsorge: Was dient der Menschenwürde?
Die Frage nach den Menschenrechten angesichts der sich ändernden Rolle des Militärs:
Zu diesem Thema fand im Vatikan eine Tagung der Militärseelsorger statt. Im Zentrum
der Tagung stand die Frage nach den Menschenrechten vor allem in den neuen Kriegen,
den Kriegen nicht gegen Staaten sondern gegen Terror, gegen Warlords, gegen terroristische
Gruppen, aber auch mit Hilfe von privaten Sicherheitsfirmen. Sowohl für die Soldaten-Seelsorge
als auch für die ethische Beurteilung sind das völlig neue Umstände. Das sagt im Interview
mit uns einer der Teilnehmer an der Tagung, der deutsche Militärbischof Franz-Josef
Overbeck:
„Die friedensethischen Perspektiven einer solchen Ausübung von
Gewalt müssen ganz neu auf den Prüfstand um zu fragen: ‚Dient das der Menschenwürde
und auf Dauer der Gerechtigkeit?’ Sind die Folgen, die eine solche Anwendung von Gewalt
nach sich ziehen, so abgewogen, dass sie auf Dauer abgewogen scheinen? Das ist ein
ganz neues Feld. Das bedeutet auch noch einmal, neu zum Anwalt der Menschen zu werden,
weil hier die Gefahr der Verrohung aber auch der Willkür von Gewalt größer ist als
anderswo.“
Auch der Feind hat Menschenwürde – So lautet der Titel eines
der Vorträge bei der Tagung. Das ist gerade in den letzten Tagen noch einmal aktuell
geworden durch den Tod des Libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi. Auch hier stellt
sich nicht zuletzt durch das Zeigen der Bilder des Toten die Frage nach der Menschenwürde.
Wäre eine Verurteilung etwa in Den Haag nicht vorzuziehen gewesen?
„Es ist
immer besser, auf Gewalt gegenüber Menschen zu verzichten, deswegen wäre das aus rechtsethischen
Gründen heraus das Klügere und Bessere gewesen. Jeder Mensch hat eine Würde, die ein
anderer nicht nehmen darf. Das habe ich auch schon deutlich beim Tod von Osama bin-Laden
gesagt. Hinzu kommt, dass die Frage der Gewaltanwendung unter solchen terroristischen
Bedingungen natürlich hochgradig ethisch erzogene und denkende Männer und Frauen braucht,
die Gewalt anwenden bzw. wissen, wo sie die Grenzen setzen müssen. Das scheint in
solchen Konflikten leider Gottes wenig möglich zu sein.“
Das ganze Interview
mit Bischof Overbeck ist in der Sendung "Unsere Woche" am Samstagabend zu hören.