2011-10-16 13:40:28

Neuevangelisierung: „Wie können wir Menschen erreichen, die vergessen haben, dass sie Gott vergessen haben?“


Evangelisierung, Verbreitung des Glaubens, Mission – das steht unter dem Versprechen Jesu, „bis an die Enden der Erde“ bei den Menschen sein. Pater Bernd Hagenkord hat einen der „Täter“ im Bereich der Verbreitung des Glaubens, den Generalsekretär des Bonifatiuswerkes, Msgr. Georg Austen, gefragt, wo heute diese Enden der Erde sind:

RealAudioMP3 „Die Enden der Erde sehe ich, wenn ich in die konkrete Arbeit hinein schaue, bei den Menschen an den Küchentischen, die beginnt für mich bei Jugendlichen auf den Schulplätze, wo sie über ihren Glauben Auskunft geben können und Zeugnis geben können. Genauso sehe ich sie in den Herausforderungen an den Arbeitsplätzen, aber auch in den Chancen - bei allen Grenzen – in den Netzwerken des Internets. Das sind zwar vielleicht nicht die Enden, aber die Anfänge der Erde.“

Bereits in den 40er Jahren hieß es, Deutschland sei ein Missionsland, damals noch mit Schulterzucken kommentiert. Wie muss Verkündung, wie muss Mission heute aussehen?

„Wir sind immer Missionsgebiet geblieben und der missionarische Auftrag der Kirche ist uns auch immer durch die Veränderungen gleich geblieben. Wir sprechen oft von der Verdunstung des Glaubens, aber wenn etwas verdunstet, dann liegt auch etwas in der Luft. Ich erlebe, dass die Fragen der Menschen in der Luft liegen. Wenn es um Verkündigung geht ist die Frage für mich, werden wir noch verstanden? Ist unser Glaube so, dass er von Menschen aufgenommen werden kann? Verstehen wir, was heute in den Menschen vorgeht?
Das ist für mich die Herausforderung : Wie können wir Menschen erreichen, die manchmal vergessen haben, dass sie Gott vergessen haben?“

Ein Hindernis ist für viele Menschen der Begriff, der vor allem in Rom benutzt wird, der Begriff der Neuevangelisierung. Wir übersetzen sie das?

„Ich würde das so übersetzen: Wir wollen den Menschen den Glauben vorschlagen; dass sie in Berührung kommen mit den diakonischen Einrichtungen, die in Diasporagebieten ein Glaubenszeugnis geben, wo Menschen landen können mit ihren Lebensfragen, wo sie einen Ort des Gebetes aber auch der konkreten Hilfe erleben und dann aber auch nachfragen: Warum lebt ihr so?“

Sie sind jetzt hier zu einem Treffen zur Neuevangelisierung, über 8.000 Menschen tauschen sich aus. Was bringen sie an Erfahrungen mit?

„Wir vom Bonifatiuswerk bringen mit eine 160-jährige Erfahrung damit, Glaubensbrüder und –schwestern, die in einer Minderheitssituation leben, zu unterstützen. Früher war das mehr protestantisch-katholisch, heute erleben wir mehr und mehr eine Glaubensdiaspora in den säkularisierten Gebieten. Ich bringe aber auch eine Reihe von Fragen mit, wir haben auch nicht die Patentrezepte, wir sind auch nicht die Macher, aber wir versuchen, Rahmenbedingungen zu setzen.
Ein Beispiel: In der ehemaligen DDR, in Ostdeutschland gibt es bis heute die Religiösen Kinderwochen, die RKWs, da machen 17 bis 18.000 Jugendliche mit, erfahren etwas über Glaubensinhalte und erleben Glaubensgemeinschaften. Das ist für mich ganz wichtig.
Oder: Wir haben im Bistum Hildesheim eine Projektstelle, die sich ‚Kirche für Beginner’ nennt. Wir beginnt heute das Christsein, wie kann ich da hinein wachsen, wie finde ich Menschen, die Jesu ‚kommt und seht’ mit Leben füllen. Wir haben eine andere Stelle zu kleinen christlichen Gemeinschaften in all den Strukturveränderungen, die es gibt, wo Menschen erleben, dass Leben und Glauben geteilt wird.
Wir fragen uns, wie das in Zukunft in Deutschland aussehen kann, nicht nur in Afrika oder in Indien. Das sind Beispiele, von denen wir zehren.
Ich glaube, dass drei Dinge wichtig sind, so erleben wir das in der Diaspora jedenfalls: Das eine ist, in den Menschen zu investieren, in die Glaubensbildung und Pastoral und Seelsorge, das zweit ist, dass wir auch Räume brauchen, sowohl Kirchen und Klöster , Räume, die auch im caritativen Bereich da sind, wo Menschen ankommen und landen können. Das dritte ist die Frage von Mobilität bei großen Räumen. In Island zum Beispiel gibt es eine Gemeinde über 600 Kilometer mit 600 Katholiken. Wir kann man das zueinander führen? Deswegen ist das auch noch einmal wichtig, kleine Glaubensgemeinschaften zu bilden, wenn keiner alleine glauben soll.
Das ist eine Herausforderung, die man realistisch wahrnehmen kann, die darf man nicht nur beklagen. Dem können wir uns stellen und in einer Situation von Kirche leben, die in einer Minderheitensituation ist. Die darf sich nicht auf sich selbst zurückziehen und Mauern bauen, sondern die muss sehen, wie sie aus einer lebendigen Beziehung zu Christus die Welt gestalten und nicht an der Welt vorbei leben. Das ist die Herausforderung.“

(rv 16.10.2011 ord







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