2011-10-15 11:47:15

8.000 Neuevangelisierer stecken die Köpfe zusammen


RealAudioMP3 Neuevangelisierung – wie macht man das? Darüber beraten an diesem Samstag etwa 8.000 Experten und Praktiker aus vielen westlichen Ländern im Vatikan. Eingeladen hat sie der neue Päpstliche Rat für die Neuevangelisierung unter Erzbischof Rino Fisichella. Am Abend wird auch Papst Benedikt dazustoßen. Zuvor werden Menschen, die auf ihre Weise schon längst mit diesem Projekt begonnen haben, aus ihren Erfahrungen berichten. Johannes Seidel ist einer von ihnen: Der Mannheimer koordiniert so genannte Alphakurse in katholischen Pfarreien in Deutschland und Österreich. Eine von vielen Ideen, um die es an diesem Samstag in Rom geht.

„Der Alphakurs ist ein Kurs von zehn Einheiten; in der Regel wird er wöchentlich gehalten, und jeder Abend beginnt mit einem Abendessen. Es ist deshalb auch nicht so sehr ein Kurs, es ist vielmehr eine Einladung. Ein zweiter Teil ist ein Impulsvortrag über eines der grundlegenden christlichen Themen: Wer ist Jesus? Wozu starb Jesus? Wie kann ich beten? Was bedeutet die Bibel? Wie führt mich Gott? Und der dritte Teil –das ist eigentlich der wichtigste Teil – ist ein Gespräch in Kleingruppen, in denen sich die Leute frei über das austauschen, was sie gehört haben, was sie empfunden haben, wo sie Schwierigkeiten haben.“

Alphakurse sind eigentlich eine anglikanische Idee: Eine Londoner Pfarrei erfand sie vor etwa zwanzig Jahren. Aber jede gute Idee ist willkommen, wenn sie den Christen im Westen neuen Schwung zu geben vermag, findet Seidel.

„Das Anliegen des Alphakurses ist, die Begegnung mit dem Herrn auch anderen zugänglich zu machen. Durch die Gemeinschaft beim Essen, durch Lehre und Zeugnisse, aber auch dadurch, dass man Menschen kennen lernt, die Christen sind. Viele Menschen heute in unserer Zeit, in unseren säkularisierten Ländern kenne überhaupt niemanden, der sich zu Christus bekennt und das pflegt. Das ist sozusagen die Grundlage: Christus bekannt zu machen. Für viele ist der Alphakurs so etwas wie die offene Tür zur Gemeinde. Wenn man in einen Gottesdienst geht, erschließt sich unser Glaube nicht von alleine durch die Heilige Messe. Manche haben gesagt, der Alphakurs sei wie der erste Teil eines Films, von dem wir immer nur den zweiten Teil sehen. In meinem eigenen Dorf in unserem ersten Alphakurs hat jemand geschrieben: Wenn ich jetzt in den Gottesdienst gehe, ist mir nicht mehr so langweilig, weil mich jetzt jemand anspricht.“

Langweilig wird`s auch den Kongressteilnehmern im Vatikan nicht: Dafür sorgt u.a. der bekannte italienische Tenor Andrea Bocelli. Einige Gruppen wollen nach dem Treffen im Vatikan auch mal rausgehen nach Rom und dort auf den Straßen evangelisieren. Dabei werden sie auch auf Teilnehmer der „Indignados“-Protestmärsche treffen, die an diesem Samstag durch alle europäischen Hauptstädte und eben auch durch Rom ziehen.

Am Sonntag feiert Papst Benedikt mit den Kongressteilnehmern die Messe im Petersdom. Dabeisein wird auch der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch. Er erklärte dem Kölner Domradio, worum es dem Papst bei der Neuevangelisierung geht.

„Er sieht ganz klar, dass unsere Geschichte vom Evangelium geprägt ist, dass wir eine gute christliche Basis besitzen - der Glaube an Jesus Christus aber an Glanz verloren hat. Wir müssen eine neue Sprache für den Glauben finden. Eine Sprache, die die Menschen verstehen, in Bildern, die die Menschen verstehen. Darum müssen wir ringen!“

Unter den Gästen der Konferenz im Vatikan an diesem Samstag sind ranghohe Vertreter von mehr als 30 nationalen Bischofskonferenzen sowie knapp 120 geistlichen Gemeinschaften, Orden und Gruppen. Aus dem Vatikan sind rund zwei Dutzend Kurienbischöfe sowie ein halbes Dutzend Kardinäle anwesend. Vortragende bei der Konferenz hinter verschlossenen Türen sind Erzbischof Rino Fisichella (seine italienische Rede hat sechs Druckseiten), der kolumbianische Militärbischof Fabio Suescun Mutis und der italienische Publizist Vittorio Messori. Ferner ist ein Referat von Veronica Berzosa vorgesehen, der Gründerin der im vergangenen Dezember vom Vatikan anerkannten spanischen Gemeinschaft „Iesu Communio“, die sich der Mission unter Jugendlichen widmet. Über das Gespräch zwischen Wissenschaft und Glauben hält der italienische Astrophysiker Marco Bersanelli von der Universität Mailand einen Vortrag.

(rv/domradio 15.10.2011 sk)








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