Sind in Italien Frauen
und Männer gleichberechtigt? Nicht sehr, ist dem „Gender Gap Report“ 2010 zu entnehmen.
Von 128 untersuchten Ländern kommt Italien auf Rang 74. Der Index wird vom „World
Economic Forum“ gemeinsam mit der Harvard und der California University erarbeitet
und bildet verschiedene Faktoren ab, wie wirtschaftliche Möglichkeiten von Frauen,
ihre politische Repräsentation sowie Ausbildungs- und gesundheitliche Aspekte. Dem
Ergebnis zufolge sind Frauen in Italien also weniger gleichberechtigt als zum Beispiel
Frauen in Vietnam.
Eine von der Konrad Adenauer Stiftung und römischen Universitäten
organisierte Tagung zum Thema „Frauen, Diplomatie und Konflikt“ knüpfte an die aktuelle
Debatte über die Rolle der Frau in der italienischen Gesellschaft an. Bei der Konferenz
an diesem Montag referierten Frauen über ihre Einsatzgebiete in Politik und Gesellschaft.
Dabei kam natürlich auch die Vergabe des diesjährigen Friedensnobelpreises an drei
Menschenrechtlerinnen zur Sprache:
„Erstens einmal finde ich es endlich
an der Zeit, es war wirklich höchste Zeit. Man wollte das ja unterstreichen, indem
man es an drei Frauen vergeben hat. Da musste jetzt ein großer Zug kommen.
Heidi
Tagliavini, Schweizer Diplomatin, freut sich über die Wahl des Osloer Komitees.
„Ich
hoffe einfach, dass die Einsicht vorherrscht, dass das zur Normalität werden sollte.
Ich glaube gerade der Friedensnobelpreis sollte sehr viel öfter an Frauen verliehen
werden. Und zwar nicht an Frauen, die spektakulär irgendwelche Abkommen regeln, die
dann doch nach ein oder zwei Jahren wieder brechen, sondern an Frauen, die jeden Tag
unter Einsatz ihres Lebens oder ihrer ganzen Energie, sehen, dass Menschen in Kriegsgebieten
noch ein einigermaßen normales Leben haben, die schauen, dass die Familie zusammen
bleibt und überleben kann. Frauen sollten eigentlich global dafür begünstigt werden.“
Eben so eine Frau, die im Hintergrund für die Rechte der Frauen kämpft,
ist Schwester Lea Ackermann. Mit dem 1985 in Kenia gegründeten Hilfswerk „Solwodi“
setzt sie sich für weibliche Opfer von Menschenhandel und Zwangsprostitution ein.
Sie können in den Beratungs- und Schutzeinrichtungen in Deutschland, Rumänien, Kenia
und Ruanda Hilfe bekommen. Bei ihrer Arbeit ist Schwester Lea dringend auf Netzwerke
angewiesen.
„Solwodi in Deutschland kann eigentlich nur richtig gut arbeiten,
wenn wir uns mit anderen Organisationen vernetzen, die ähnliche Ziele und Aufgaben
sehen. Wenn wir ein Netzwerk schaffen auch mit Polizei, Justiz und Politik, damit
ein Gespür für die Situation der Frauen entwickelt wird, die als Betrogene nach Deutschland
kommen, die in Zwängen gehalten werden, die unvorstellbar sind für die meisten Deutschen:
Die wissen gar nicht, dass so etwas im eigenen Land stattfindet.“
Je größer
das internationale Netzwerk der Hilfsorganisation ist und je mehr Partner zusammenarbeiten,
desto nachhaltiger kann Solwodi die Frauen unterstützen, auch nach der Rückkehr in
ihre Heimatländer.
Die Formel, die zu mehr Gleichberechtigung führt, heißt
für die Missionsschwester „politische Repräsentation“. Denn die Rechte der Frauen
können nur durch Frauen angemessen wahrgenommen werden, denkt die Ordensfrau. Sie
plädiert für eine Beteiligung von Frauen auf allen gesellschaftlichen Ebenen:
„Ich
finde schon sehr wichtig, dass Frauen in allen Bereichen des Lebens Mitsprache haben
und ich als Frau der Kirche kann sagen: auch in der Kirche. Ich finde das nicht richtig,
dass Frauen in der Kirche keine volle Mitsprache, keine Entscheidungskompetenz haben.
Ich bin aber überzeugt, das wird kommen, auch wenn es im Moment nicht so aussieht.“