2011-10-13 13:13:44

Ägypten: Gezielte Gewalt?


RealAudioMP3 Ist die Gewalt gegen Christen in Ägypten Teil einer politischen Strategie? Über diese Frage zerbrechen sich nach den Übergriffen vom Wochenende Beobachter im In- und Ausland den Kopf. An Schuldzuweisungen hatte es nicht gefehlt nach der Attacke auf Demonstranten in Kairo, die für besseren Schutz der christlichen Minderheit in Ägypten demonstrierten. Die Gewalt sei von den koptischen Demonstranten selbst ausgegangen, von vermummten Schlägern oder aber von der Armee ausgegangen, heißt es je nach Quelle. Bischof Kyrillos Kamal William von Assiut vermutet hinter der jüngsten Gewalt einen Boykottversuch der für Ende November angesetzten Wahlen. Im Gespräch mit Radio Vatikan sagte der koptische Bischof:

„Alle suchen nach Erklärungen, aber eines ist doch seltsam: Warum passiert so etwas gerade im Vorfeld der Parlamentswahlen? Das scheint eine vorbereitete Sache zu sein, um die Wahlen zu stören. Ein zweiter Punkt: Warum gibt es immer Zusammenstöße zwischen Militärs und Demonstranten, wenn die Christen Kundgebungen organisieren? Eine muslimische Frau, die mit den Christen am Sonntagabend demonstriert hat, sprach davon, dass jemand plötzlich von hinten auf die Demonstranten geschossen hat.“

Unklar ist bisher, von wem die Gewalt bei der Demonstration ausging. 24 Menschen waren durch die Ausschreitungen ums Leben gekommen, 212 Personen wurden verletzt. Die Kopten waren am Sonntagabend auf die Straße gegangen, um gegen die jüngsten Übergriffe auf zwei Kirchen in Mirinab und El Madamar in Oberägypten zu demonstrieren. Seite an Seite mit ihnen demonstrierten zahlreiche Muslime. Diese hätten auch versucht, die Christen zu schützen, als die Lage eskalierte, bestätigt Bischof William im Gespräch mit Radio Vatikan. Sind Solidaritätsbekundungen wie diese den anti-christlichen Hetzern in Ägypten ein Dorn im Auge? Der Bischof hält das für möglich:

„Hier liegt das Problem. Bei allen Demonstrationen im Kontext der Revolution vom 25. Januar haben sich alle gegenseitig geholfen und verteidigt. Die Muslime haben einen Kreis gebildet, um die Christen zu schützen und ihnen das Gebet zu ermöglichen. Ebenso haben die Christen den Muslimen Wasser für ihre religiösen Waschungen gebracht. Beide Gruppen fühlen ähnlich, wollen sich verteidigen. Und auch deshalb ist es unverständlich, was am Sonntag passiert ist.“
(rv 13.10.2011 pr)








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