Ein „Paukenschlag
für die Neuevangelisierung“ erklingt am kommenden Samstag und Sonntag im Vatikan.
Mehr als 8.000 Menschen beteiligen sich auf Einladung des Heiligen Stuhles an einem
zweitägigen Treffen, das eine Aussendung großen Stils in die säkulare Welt sein soll.
Ausgerichtet wird die Begegnung vom Päpstlichen Rat für die Förderung der Neuevangelisierung,
der damit zum ersten Mal seit seiner Gründung durch Papst Benedikt vor gut einem Jahr
öffentlich in Erscheinung tritt. Der Augustiner Chorherr Nikolaus Buhlmann gehört
dem Rat an, er sagte uns:
„Wir haben Gruppen und Vereinigungen eingeladen,
die im Bereich der Neuevangelisierung tätig sind; insgesamt sind 115 Gruppen dieser
Einladung gefolgt, sie kommen aus der ganzen Welt. Wir erwarten auch einige 100 Teilnehmer
aus Deutschland und Österreich. Wir wollen uns stärken, indem wir Zeugnisse anhören
von solchen Personen und Vertretern von „movimenti“, die auf diesem Gebiet schon lange
tätig sind.“
Die neue Verkündigung der alten Glaubenswahrheiten kann nur
durch einzelne Menschen geschehen, denkt man am päpstlichen Rat für die Neuevangelisierung.
Es geht um das persönliche glaubwürdige Zeugnis. Wie ist jemand, der das leisten kann?
Nikolaus Buhlmann:
„Das ist nicht notwendigerweise ein Berufschrist, also
ein Priester, eine Ordensfrau oder ein Ordensmann, sondern was wir eigentlich brauchen
sind Menschen, die dort wo sie arbeiten und leben, in der Berufswelt, in ihrer familiären
freundschaftlichen Welt, bereit sind, den Mund aufzutun und die Schweigespirale zu
durchbrechen. Das heißt, Gott wieder ins Gespräch zu bringen.“
Dass in
säkularen Ländern der „Grundwasserspiegel des Glaubens“ sinkt, hatte bereits Papst
Paul VI. in den 1970er-Jahren erkannt. Johannes Paul II. sprach sehr oft über diese
Herausforderung, doch erst Benedikt XVI. stellte die Neuevangelisierung auch institutionell
auf eigene Beine. Welche Reaktionen die neue Glaubensoffensive der Kirche in den säkularen
westlichen Gesellschaften Europas hervorrufen wird, ist für Nikolaus Buhlmann nicht
abzusehen.
„Ich halte alles für möglich, von Zustimmung bis zu echter Ablehnung.
Denn im Augenblick geht es ja um nichts Geringeres als um eine regelrechte Mentalitätsänderung.
Diese Mentalitätsänderung bedeutet, wir Christen in den westlichen Ländern müssen
akzeptieren, dass wir zu Minderheit geworden sind oder zumindest dabei sind, zur Minderheit
zu werden. Wir müssen des Weiteren akzeptieren, dass wir, wenn wir überleben wollen,
darauf setzen müssen zu wachsen.“
In anderen Worten: die katholische Kirche
muss wieder „missionarische Züge entwickeln“. Das erfordert Mut.
„Das lag
bislang nicht im Wesen des europäischen Katholizismus. Das haben wir sozusagen den
Evangelikalen und den Freikirchen überlassen. Von denen können wir in der Tat einiges
lernen, nämlich den Mut zum Zeugnis. Es geht nun ganz sicher nicht darum, die katholische
Kirche evangelikal zu machen, aber wir müssen uns von den Methoden, die dort bei den
Brüdern und Schwestern dieser kirchlichen Gemeinschaften seit langem schon im Schwange
sind, etwas abschauen und lernen und es hinbekommen, dass wir eine missionarische
Mentalität und Begeisterung bekommen. Wir müssen akzeptieren und bereit sein, etwas
dafür zu tun, damit wir wieder wachsen.“ (rv 12.01.2011 gs)