D/Ägypten: „Unsere politische Verantwortung wahrnehmen“
Schock – mit diesem
Wort ist am Besten die Reaktion westlicher Christen auf die Gewalttaten in Ägypten
beschrieben. Erzbischof Ludwig Schick ist Weltkirchenbeauftragter der deutschen Bischöfe;
er steht in ständigem Kontakt mit den Christen vor Ort. Sie hatten lange signalisiert,
dass es nach dem Sturz des alten Regimes besser werden könnte:
„Natürlich
haben sie immer wieder auch Bedenken geäußert, weil es auch Tendenzen gibt, die die
Scharia einführen wollen, aber sie waren hoffnungsvoll - und jetzt ist das alles mit
einem Schlag gestört und zerstört.“
Verschiedene Parteien kämpfen in Ägypten
im Augenblick um die Vorherrschaft. So seien einige der Spannungen zu verstehen, sagte
Schick dem Kölner Domradio. Einige von diesen Parteien seien auch anti-christlich.
„Deswegen unterdrücken sie Minderheiten, und – wenn ich richtig informiert
bin – nicht nur Christen, sondern auch Muslime anderer Denkweise, anderer Richtung.“
Schick
betont aber auch, dass das nicht nur ein Problem der Menschen dort vor Ort sei. Alle
christlichen Gemeinschaften müssten jetzt zu ihren Brüdern und Schwestern stehen.
„Das
andere: Wir müssen auch unsere politische Verantwortung wahrnehmen und auch unseren
Politikern sagen, dass sie auf die Regierung und auf das, was sich im Augenblick in
Ägypten politisch tut, Einfluss nehmen müssen, dass eine tolerante und friedliche
Gesellschaft dort aufgebaut werden kann, in der auch die Christen ihr Heimatrecht
haben.“