Das Konfessionskundliche Institut Bensheim wertet die Deutschlandreise des Papstes
in ökumenischer Hinsicht als „ernüchternd“. Das berichtet die evangelische Nachrichtenagentur
APD. Der Leiter des Instituts, Walter Flieschmann-Bisten, habe einen „Ökumenischen
Lagebericht des Evangelischen Bundes“ vorgestellt. Darin bezieht er sich ausdrücklich
auf die These der früheren EKD-Ratsvorsitzenden Margot Kässmann, sie erwarte von diesem
Papst nichts in der Ökumene. Fleischmann-Bisten wörtlich: „Man könnte allenfalls ergänzen:
nichts außer ökumenischen Gesten und Hinweisen auf das bereits gemeinsam Erreichte
und dessen Bewahrung.“ In Abgrenzung zum katholischen Ökumenebischof Gerhard Ludwig
Müller stellt der Generalsekretär des Evangelischen Bundes fest: „Keinesfalls war
die Begegnung des Papstes mit Vertreterinnen und Vertretern evangelischer Kirchen
in Deutschland eine ‚Sternstunde der Ökumene’.“
Mit dem Titel „Warum nicht
auch mal nach Canossa?“ spricht Fleischmann-Bisten von der Notwendigkeit, im Zuge
des Reformationsjubiläums 2017 die Frage nach der wechselseitigen Heilung der Erinnerungen
neu zu stellen. Er erinnert an den Kirchenhistoriker und früheren Präsidenten der
Berliner Humboldt-Universität, Christoph Markschies, der meinte, durch eine positivere
Beurteilung Luthers und kritischere Sicht der Reformation könnte das Jubiläum von
2017 ökumenisch begangen werden. Fleischmann-Bisten wörtlich: „Wir könnten jeweils
unsere Anteile an Schuld bekennen, aber auch würdigen, welche vorwärtsweisenden und
befreienden Wirkungen aus ihr erwachsen sind.“