2011-10-07 17:11:13

Zum 80. Geburtstag von Desmond Tutu


RealAudioMP3 Der ehemalige Erzbischof von Kapstadt und Friedensnobelpreisträger Desmond Tutu feiert am 7. Oktober seinen 80. Geburtstag. Anlässlich des Jubiläums stellt Radio Vatikan das Leben und Wirken des mutigen Menschenrechtlers vor, der weit über sein Land hinaus zur Symbolfigur des gewaltlosen Widerstands gegen Apartheid und Rassismus wurde. Ein Porträt.
„Ein Führer ist ein wirklicher Führer, wenn er auch Diener ist. Ein Merkmal großer Führer ist, dass sie leiden und sich opfern für diejenigen, in deren Auftrag sie handeln: Der Dalai Lama war für 50 Jahre im Exil, Nelson Mandela war im Gefängnis, Mutter Theresa lebte mit den Armen. Ein Führer inspiriert die Menschen, die ihm folgen. Er muss die eigene Macht nicht zeigen und beweisen, denn er hat moralische Autorität. Er konzentriert die besten Eigenschaften der Menschen, und schafft eine Umgebung, in der Menschen wachsen können.“
…sagte Desmond Tutu im Interview mit einer schwedischen Journalistin im Jahr 1997, im Rückblick auf seinen lebenslangen Einsatz für den Frieden. Inspiration, Opferbereitschaft, Demut – die Eigenschaften, die Desmond Tutu einem guten Führer zuschreibt, treffen auf ihn selber zu. Der Südafrikaner, der 1931 in der Bergbaustadt Klersdorp-Transvaal geboren wurde, gilt als einer der wichtigsten Kämpfer gegen die Apartheid in der Geschichte seines Landes. Als Vorsitzender der „Kommission für Wahrheit und Versöhnung“ deckte er Verbrechen im Zusammenhang mit der Rassentrennung zwischen 1960 und 1994 auf.
„Ich wurde im Kampf gegen die Apartheid sozusagen aus Mangel zum Führer. Unsere wirklichen Helden saßen ja im Gefängnis und waren im Exil. Es hat mich immer überrascht, wie Gott jedes Mittel nutzen kann – ich bin eines dieser Mittel, und das ist ein großes Privileg für mich.“
Tutu war in Südafrika zunächst als Lehrer tätig. Als die die südafrikanische Regierung mit dem „Bantu Education Act“ 1953 gesetzlich verordnete, dass farbige Kinder eine schlechtere Ausbildung erhalten sollten als weiße, gab er wenige Jahre später den Lehrerberuf auf. 1961 wurde er anglikanischer Priester.
„In Südafrika war eines unserer großen Probleme, dass unser Erziehungssystem den Leuten sagte, was sie denken sollten statt ihnen zu sagen: Wir möchten, dass ihr Fragen stellt, dass ihr skeptisch seid. Wir haben oft Respekt mit Autorität verwechselt. Der Autoritäre sagt: du musst das tun, weil ich es sage. Jemand, der Respekt ausstrahlt, sagt: Prüfe, ob es stimmt oder nicht. Er ist glaubwürdig, weil er selbst durch diesen Prozess gegangen ist.“
Unermüdlich predigte Tutu, der 1978 zum Generalsekretär des südafrikanischen Weltkirchenrates gewählt wurde, von einer Aussöhnung zwischen den Farbigen und Weißen. Von 1986 bis 1996 war er Erzbischof von Kapstadt und damit Oberhaupt von rund zwei Millionen Mitgliedern der anglikanischen Gemeinschaft in Südafrika. Für Tutu Sind Dialog und Versöhnung Schlüssel zu einer gerechten Welt.
„Wie lernen wir schwimmen? Ganz sicher nicht durch Bücherlesen. Man lernt Schwimmen durch schwimmen. Und so lernt man auch Vergebung durch vergeben. Jeder von uns muss früher oder später vergeben, wir wissen, was das bedeutet, und wir wissen, was es für uns bedeutet, wenn man uns vergibt. Lasst uns einfach das anwenden, was wir wissen.“
Für seinen gewaltlosen Kampf gegen das Unrecht des Apartheid-Systems wurde Desmond Tutu 1984 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Er begriff die ehrenvolle Auszeichnung als Chance und Auftrag für sein Land:
„In dieser Zeit fühlte sich Südafrika von der Welt abgeschrieben. Die Apartheid schien ewig, und so kam mein Friedensnobelpreis zu einem wichtigen Zeitpunkt. Er half, die Hoffnung unserer Landsleute wieder zu wecken. Die Welt erkannte, dass unser Weg der richtige war, dass er ein edler Weg war. Der Preis half auch, Türen zu öffnen, die zuvor verschlossen waren. Ich hatte oft versucht, im weissen Haus vorzusprechen. Als ich dann die Nominierung bekam, haben sie mich eingeladen.“
Bis heute nimmt der ehemalige Erzbischof von Kapstadt kein Blatt vor den Mund, wenn er Zeuge von Entwicklungen wird, die er für ungerecht hält. Er setzt sich für die Rechte der Palästinenser ein, ebenso in der weltweiten Entwicklungs- und Friedensarbeit. In diesen Tagen kritisierte er erneut die südafrikanische Regierung. Sie hatte dem Dalai Lama ein Visum verweigert; dieser wollte an Tutus Geburtstagsfeier teilnehmen.
(rv 07.10.2011 pr)








All the contents on this site are copyrighted ©.