Die Deutungshoheit über die Worte des Papstes: Ein Kommentar
Die Papstreise ist noch nicht zu Ende, die Diskussion darum, was Benedikt XVI. Deutschland
sagen wollte, hält an, auch nach der Vollversammlung der deutschen Bischöfe. Ein Kommentar
unseres Redaktionsleiters Pater Bernd Hagenkord:
Es tobt der Streit
um die Deutungshoheit über die Worte des Papstes. Erzbischof Robert Zollitsch sprach
bei der Pressekonferenz zum Abschluss der Vollversammlung sehr deutlich und fast schon
scharf von denen, die versuchten, sich den Papst zu Nutze zu machen. Das gelte für
diejenigen, die durch ihre Abwesenheit von der Bundestagsrede die Öffentlichkeit gesucht
hätten. Das gelte für diejenigen, die in der Freiburger Rede den Wunsch des Papstes
gehört haben wollen, aus dem Staats-Kirchenverhältnis, wie wir es kennen, auszusteigen.
Das gelte aber vor allem für diejenigen, die jetzt schon genau wissen wollen, was
der Papst gemeint hat, um dadurch die Bischöfe kontrollieren zu können. Gerade hier
spielt sich viel von der Auseinandersetzung um die Papstworte ab. Man will sie gegen
die Bischöfe, gegen die Laienverbände, gegen Strukturen und anderes in der Kirche
in Stellung bringen. Die deutschen Bischöfe haben sich ausgetauscht, aber es ist
wohl nicht vermessen anzunehmen, dass diese Diskussion weiter geht. Wie auch im Rest
der Gesellschaft. Von Nutzen für den Glauben, für die Kirche und für die Gesellschaft
werden die Ansprachen und Gedanken des Papstes nur sein, wenn wir weiter über sie
sprechen und sie diskutieren. Der Papst will das Nachdenken, das war in den Ansprachen
sehr deutlich angelegt. Wer die Deutungshoheit für sich selbst beansprucht, dem sei
gesagt, dass er dem Wirken der Worte des Papstes im Wege steht.