Der evangelische Altbischof Eduard Lohse misst der Begegnung von Papst Benedikt XVI.
mit Vertretern der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) „hohe und wegweisende
Bedeutung“ zu. „Allein die Tatsache, dass man sich dort zusammenfand, wo Luther Mönch
geworden und zum Priester geweiht worden ist, sagt mehr als manche Worte“, schreibt
der ehemalige EKD-Ratsvorsitzende in einem Gastkommentar für die „Frankfurter Allgemeine
Zeitung“ vom Dienstag – mit Blick auf den Ort der Begegnung, das Erfurter Augustinerkloster.
Mit seiner Würdigung Martin Luthers habe der Papst überdies deutlich gemacht,
dass der Reformator als ein „Lehrer der ganzen Christenheit“ geachtet sei, so Lohse
weiter. Zugleich räumte der evangelische Theologe ein, dass sich die Hoffnung mancher
Beobachter auf ein stärkeres ökumenischen Signal aus Erfurt nicht erfüllt habe. Im
Vergleich zu früheren Begegnungen etwa mit Papst Johannes Paul II. sei kein wirklicher
Fortschritt festzustellen, schreibt Lohse. „Doch darf man erkennen, dass zwar ein
Stillstand befestigt worden, aber auch kein Rückschritt erfolgt ist.“ Umso wichtiger
seien nun „neue Impulse“ in der Zusammenarbeit zwischen den beiden großen Kirchen.
Dabei sollten nach Ansicht des langjährigen EKD-Chefs die Fragen nach gemeinsamen
Gottesdienstfeiern sowie das beide Kirchen verbindende Sakrament der Taufe im Vordergrund
stehen. Grundsätzlich dürfe der ökumenische Dialog nicht überfrachtet werden, betont
Lohse. Davon abgesehen habe auch die gerade in Deutschland als schmerzlich empfundene
Spaltung auf beiden Seiten zu einer größeren Vielfalt des jeweils eigenen kirchlichen
Lebens beigetragen. Als Beispiel nennt der Altbischof die praktische Gestaltung von
Gottesdiensten etwa mit gemeinsamem Liedgut. (kna 05.10.2011 pr)