Brasilien: Wieder Baustopp am Xingu - Bischof Kräutler vorsichtig optimistisch
Der Widerstand gegen
den Bau des Megastaudammes von Belo Monte in Brasilien schöpft neue Hoffnung: Erneut
hat ein Gericht den Baustopp verfügt. Dieses Mal geht es um Fische: Das Baukonsortium
Norte Energia dürfe keine Infrastrukturmaßnahmen vornehmen, die den natürlichen Fluss
des Xingu und damit den Fischbestand und das Fischen der Ureinwohner beeinträchtigten,
urteilte das Gericht. In erster Reihe dabei beim Einsatz gegen das Projekt ist der
Bischof der Region, Erwin Kräutler, der dafür im letzten Jahr den Alternativen Nobelpreis
erhielt.
„Es war für uns eine große Überraschung, dass auf einmal die Arbeiten
am Staudammprojekt gestoppt werden. Auf einmal haben kleine Fischchen – vier Fischarten
– den Ausschlag gegeben. In der großen Schleife des Xingu gibt es Fische, die es auf
der ganzen Welt nicht gibt. Es ist sozusagen ein Erbe der ganzen Welt. Wenn die große
Schleife trocken oder halbtrocken gelegt wird, dann gehen alle Fische zu Grunde, das
ist ganz sicher.“
Es sind also weniger Überlegungen zu Menschenrechten
und dem Überleben der Ureinwohner, sondern ökologische und wirtschaftliche Interessen,
die den Baustopp verursacht hätten. Bischof Kräutler beurteilt diese Entwicklung vorsichtig
optimistisch.
„Wir haben das eigentlich nicht mehr erwartet. Auf der anderen
Seite ist es sicherlich ein Teilerfolg für uns, weil noch acht Prozesse auf eine richterliche
Entscheidung warten. Vielleicht bekommen wir in den nächsten Wochen noch einige Überraschungen.
Es zeigt jedenfalls wieder einmal, dass noch nicht der Moment gekommen ist, das Handtuch
zu werfen, oder wie man in Brasilien sagt, die Fußballschuhe an den Nagel zu hängen.“
Der
Widerstand habe sich gelohnt, man habe jetzt gerichtlich bestätigt bekommen, dass
die Folgen des „Wahnsinnsprojektes“ nicht auf Brasilien beschränkt seien, sondern
die ganze Welt beträfen, so Kräutler. Man müsse jetzt abwarten, wie die übergeordnete
Behörde entscheide, denn schließlich sei im Frühjahr dieses Jahres schon einmal eine
Baustopp-Entscheidung kassiert worden.
Hintergrund Mit dem
Mega-Staudamm-Projekt Belo Monte am Xingu-Fluss im Amazonasgebiet soll der drittgrößte
Stausee weltweit errichtet werden. Schon im Vorfeld wurden gegen die Errichtung des
Damms Proteste der Ureinwohner laut. Die Baukosten sollen sich auf rund 7,5 Milliarden
Euro belaufen. Im Jahr 2015 soll der Belo Monte-Staudamm in Betrieb gehen. Der
steirische Anlagenbauer Andritz, der an dem Projekt beteiligt ist, teilte gegenüber
den Medien mit, dass man davon ausgehe, dass der Auftrag ausgeführt und der Staudamm
gebaut werde. Die Andritz AG sei mit einem Auftragsvolumen von rund 330 Milionen Euro
beteiligt, gemeinsam mit der schweizerischen Alstom Power und der deutschen Voith
GmbH sei man an einem Konsortium beteiligt, das sich um Teile der technischen Ausstattung
kümmern solle.