2011-10-04 12:53:31

Deutschland/Vatikan: Gesprächsstoff


Auch gut eine Woche nach dem Deutschlandbesuch von Papst Benedikt XVI. schlägt die Papstreise weiter Wellen in Kirchenkreisen. Thema sind dabei vor allem der von Benedikt XVI. benutzte Begriff „Entweltlichung“ und Fragen der Ökumene.

Der Papst hatte in Freiburg zu einer „Entweltlichung“ der Kirche aufgerufen. Für den Schweizer Kurienkardinal Kurt Koch gehören nach dem Appell des Papstes auch Besonderheiten der katholischen Kirche in Deutschland auf den Prüfstand: „Die unlösbare Verkoppelung von Kirchenzugehörigkeit und Kirchensteuerpflicht scheint mir in der Tat ein Problem zu sein, das ernsthaft angegangen werden muss“, sagte der Präsident des Rates zur Förderung der Einheit der Christen am Montag dem österreichischen Internetportal kath.net.

Der Mainzer Kardinal Karl Lehmann verteidigte den Ruf des Papstes nach „Entweltlichung“, mahnte aber auch zur Behutsamkeit. Hinter Benedikts Worten stehe die Überzeugung, dass die Kirche zu weltlichen „verführerischen Mächten“ Distanz wahren müsse, ohne sich aus der Verantwortung zu ziehen, sagte Lehmann in einem Beitrag für die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ vom Dienstag. Mit Blick auf die Debatte um die Kirchensteuer erinnerte der Kardinal an die historischen Wurzeln der Abgabe. Sie sei im 19. Jahrhundert nicht von der Kirche, sondern von den Herrschenden eingeführt worden, damit die Kirche den Staat mit karitativer Arbeit unterstützen könne. Zuvor sei sie wegen der Säkularisierung „bettelarm“ gewesen. Indes hatte Benedikt XVI. in seiner Freiburger Rede erklärt, die Enteignung von Besitz der Kirche habe zu deren „Läuterung und inneren Reform wesentlich beigetragen“. Lehmann gab zu bedenken, dass hieraus auch Anweisungen abgeleitet werden könnten „für jene, die die Kirche nicht wohlwollend erneuern, sondern kleinkriegen und in ihren Möglichkeiten grundlegend schwächen wollen“.

Lob für das päpstliche Treffen mit Vertretern der evangelischen Kirche (EKD) in Erfurt kam von der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK). Die SELK, die nach eigenen Angaben 37.500 Kirchenmitglieder hat, gehört nicht der EKD an, ist aber Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK). Der Papst habe in Erfurt „ein Glaubenszeugnis abgelegt, das in seiner Klarheit und Eindeutigkeit auch für Luther nichts zu wünschen übrig“ gelassen habe, sagte der Hannoversche Bischof Hans-Jörg Voigt. Selbständige Lutheraner könnten die Erkenntnis des Papstes „nur voll und ganz bejahen“, dass die Einheit der Kirche nicht durch theologische Kompromisse entstehe, sondern durch tieferes Eindringen in die Wahrheit der Heiligen Schrift, so der Bischof der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche weiter.
(kna 04.10.2011 pr)








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