Gerhard Richter: Images
of en Era. Katalog zur Ausstellung in der Tate Modern Gallery, London (ab 7. Oktober),
und im Bucerius Kunst Forum, Hamburg, (Sommer 2011). Der Katalog ist erschienen im
Hirmer Verlag. Eine Besprechung von P Bernd Hagenkord
Von ihm stammt das jüngste
Großfenster im Hohen Dom zu Köln. Von ihm stammen viele Bilder von Mutter und Kind,
die Madonnendarstellungen durch die Jahrhunderte finden sich in ihnen wieder. Aber
ist Gerhard Richter deswegen ein religiöser Künstler?
Er ist auf jeden Fall
zunächst einmal ein beunruhigender Künstler. Wer seine Bilder schon einmal im Original
gesehen hat, kennt den Effekt der Klarheit aus der Ferne. Je näher man aber dem Bild
kommt, desto unklarer wird es. Von ganz nah ist schon nicht mehr zu erkennen, was
das sein soll.
Im Vorliegenden Katalog zu einer Ausstellung erst im Sommer
diesen Jahres in Hamburg und dann ab dem 6. Oktober in London werden Arbeiten Richters
aus den 60er bis 80er Jahren vorgestellt. Es sind Bilder, die sich nicht so recht
einordnen lassen wollen. Sind es Gemälde? Oder doch eher Fotografien? Berühmt ist
seine Serie der Mitglieder der Baader-Meinhof Bande, verfremdet und doch wieder erkennbar
von den Fahndungsbildern.
Es ist abstrakt, aber dann doch wieder klar. Richter
führt unsere Augen in Welten, die sich der Definition entziehen. Klarheit und Präzision
liegen eben nicht in der Perfektion des technischen Vorgangs des Malens oder Herstellens,
sondern ganz und gar bei uns. Mehr noch als bei allen Künstlern gibt Richter dem Menschlichen
Auge die Hoheit über das Bild.
Richter fällt auch keine Urteile. Nichts ist
klar, nichts ist eindeutig, nichts verläuft nach den Regeln des öffentlichen Diskurses.
Richter ist leise, irgendwie ohnmächtig, er beherrscht seine Objekte nicht, er ist
vorsichtig, als ob das Bild Angst hätte, die dargestellte Person anzufassen.
Ob
in Richters Bildern Religion steckt? Vielleicht. Aber auch das liegt vielleicht beim
Betrachter. Auf jeden Fall sind es sehr menschliche Bilder, ohne die Härte der Klarheit,
ohne die Macht einer Botschaft.
Bilder einer Epoche: Erinnerungen an öffentliche
Bilder, aber so ganz anders. Angenehmer, menschlicher eben.