Gläubige auf dem Münsterplatz: Zuversichtlich und gelassen
Mit Freude und „badischer
Gelassenheit“ haben die Gläubigen in Freiburg an diesem Samstag Papst Benedikt XVI.
empfangen. Der Menschenauflauf auf dem Münsterplatz, wo der Papst am frühen Nachmittag
Worte an Pilger und Besucher richtet, erinnert an ein Volksfest: Junge und Alte, Männer
und Frauen, Kinder, Laien und natürlich Priester und Schwestern – alle durcheinander,
darüber ein strahlender Himmel. „Wo Gott ist, da ist Zukunft“ – mit dem Motto der
Papstreise können viele der Pilger etwas anfangen. Für Christoph Meier, 28, und seine
schwangere Frau Sybille, 32, ist „Zukunft“ und „Hoffnung“ derzeit ganz konkret: „Wenn
man gläubig ist, verbindet sich die Zukunft unmittelbar mit dem Glauben. Trotzdem
ist man selber natürlich noch verantwortlich für seine Zukunft.“- „Ich glaube schon
an Gott und die Zukunft, aber vielleicht nicht im Sepziellen. Ich glaube, dass es
da etwas gibt. Unsere Zukunft, die wächst gerade heran im Bauch...“ – „In Begleitung
mit Gott. Trotzdem sind wir selber verantwortlich und können nicht alles in die Hand
von Gott legen.“ Die 77-jährige Irmgard Jakobs-Dornhoff ist aus dem Sauerland
angereist, um den Papst zu sehen. Sie ist in der Freiburger Altstadt mit ihrer Tochter
Veronika unterwegs: „Es geht weiter mit der Kirche, es geht weiter mit Gott
und mit dem Glauben.“ - „Er bleibt, Glaube bleibt. Das steht bei uns groß an der Kirche.“
– „Die Kirche wird auch Krisen überstehen.“ Die Spannung oder wohl besser „Schwingung“
in der katholischen Kirche in Deutschland, die spürt man dann ein Paar Schritte weiter
Richtung Rathaus, wenn man mal durch Polizeikontrollen und Absperrungen durchgekommen
ist. Diözesangruppen und lachende Pilger, angereist zum Papstbesuch, stehen dort direkt
neben einer Handvoll Demonstranten vom Bündnis „Freiburg-ohne-Papst“ und der feministischen
„Rosa Initiative“. Die verteilt bunte Papierrollen, selbsternannte „Ablassbullen“,
die Themen wie Empfängnisverhütung und gleichgeschlechtliche Liebe behandeln. Dass
Papst Benedikt XVI. in der Lage ist, die katholische Kirche auch durch bewegte Gewässer
zu leiten, davon zeigt sich Bruder Andreas von der Alexianer-Brüdergemeinschaft aus
Aachen überzeugt. Auch er ist zum Papstbesuch nach Freiburg gekommen. „Wenn
sich der Papst den Problemen tatsächlich stellen sollte, dann wird er sich auf seine
Art und Weise damit auseinandersetzen un sie lösen. Er hat ja schon ein bisschen was
in die Richtung gemacht, er hat ja beim Theologen-Memorandum auf seine Weise geantwortet.
Er hat ja eine ganz spezielle Sprache, und genau das passt ja auch zu ihm. Er antwortet
schon auch auf anstehende Fragen, die Frage ist jetzt, wie kommt die Lösung zustande
und wie wird die Lösung aussehen. Das kann ich selbt nicht beurteilen, dazu bin selbt
zu sehr involviert.“ Für Menschen, die am katholischen Glauben zweifeln, hat er
einen Rat: „Ja, die sollen die Geduld bewahren! Und am Glauben festhalten, denn
das ist das, worum es geht: an Jesus Christus glauben.“ In der Fußgängerzone
verkauft der Freiburger Sozialverein „Nachbarschafts e.V.“ Stofftüten mit Aufdrucken
zur Papstreise. Darauf zu sehen ist eine schwebende Mitra direkt über roten Papstschuhen:
ein Papst, der Hand und Fuss hat, auch wenn er selbst darauf nicht zu sehen ist. Kostenpunkt
vier Euro, um „den eigenen Laden wieder ein bisschen zum Laufen zu bringen“, erzählt
Sebastian Götz, der sich in dem Verein um die Schulung von Langzeitarbeitslosen kümmert.
Die soziale und karitative Arbeit in Deutschland könne der Papstbesuch ganz sicher
stärken, meint er: „Auf jeden Fall, weil die ja oft kirchlich basiert ist. Da denke
ich schon, dass das einen Aufschwung geben kann.“ Langsam verläuft sich die
Menge in der Freiburger Innenstadt, auch der Papst ist schon ins Priesterseminar eingekehrt.
Dort trifft er sich mit Vetretern des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK)
und der orthodoxen Kirche in Deutschland, danach gehts zur Vigil mit den Jugendlichen
auf dem Freiburger Messegelände: viel gibt es zu tun, in einer vielfältigen Kirche. (rv
24.09.2011 pr)