Der Papst bei Luther - Eindrücke von Ludwig Waldmüller
Der Papst in Luthers
Primizkirche. Ein Gottesdienst der besonderen Art. Ludwig Waldmüller mit seinen persönlichen
Eindrücken: Es war alles so anders. So anders als sonst bei Papstgottesdiensten.
Keine Großbildleinwände, kein Applaus beim Einzug des Papstes, kein Licht, das extra
angeschaltet wird, wenn der Papst den Gottesraum betritt. Protestantische Amtstrachten
und violett geränderte katholische Prälatentalare mischten sich im Kirchenschiff.
So nüchtern wie der Kirchenraum der Augustinerklosterkirche in Erfurt ist, so nüchtern
kam die Liturgie des gemeinsamen Wortgottesdienstes des Papstes mit der Evangelischen
Kirche Deutschlands daher. Aber genau in dieser Nüchternheit lag ihr Charme: Vorne,
vor dem einfachen Altar, direkt unter den großen Glasfenstern in der Apsis standen
zwei mit rotem Samt bezogene Stühle. Einer für den Papst und einer für den Ratsvorsitzenden
der deutschen Evangelischen Kirche. Zwei Stühle. Auf Augenhöhe. Ein eindrückliches
Bild. Zwei „Brüder“, wie der Papst ja von den evangelischen Vertretern genannt wurde,
„Bruder Papst Benedikt“, zwei Brüder also standen dem Gottesdienst gemeinsam vor.
Mindestens genauso eindrücklich – und wieder anders als sonst: Der Papst hielt seine
Ansprache nicht wie gewohnt von seinem Vorsteherplatz aus, nicht im Sitzen, nicht
von einer Kathedra aus. Nein, er ging schräg hinter den Stuhl, auf dem er gesessen
hatte, an das Lesepult, von dem aus alle anderen Texte auch verkündet wurden, und
sprach von dort. Genauso am Schluss: Neben dem Ratsvorsitzenden mit den zum Segen
weit ausgebreiteten Armen stand der Papst – und sah bescheiden zurückhaltend aus.
Vielleicht ist sind es diese Gesten, die bei diesem Gottesdienst zählen. Der Papst,
der neben dem evangelischen Ratsvorsitzenden ein- und auszieht. Die beiden Stühle,
die nach dem Gottesdienst ganz alleine im Chorraum standen. Still. Leer. Und daran
erinnernd: Da saßen gerade auf gleicher Höhe der Papst und der Ratsvorsitzende der
Evangelischen Kirche. Eine kleine große Geste. (rv 24.09.2011 lw)