Wenn der „arabische
Frühling“ auch auf die Golfstaaten übergreift, könnte das nach Einschätzung des „arabischen“
Bischofs Paul Hinder für die christlichen Minderheiten zumindest in einer ersten Phase
sehr negative Folgen haben. Am Rande der 14. Jahrestagung der „Initiative Christlicher
Orient“ im Salzburger Bildungszentrum St. Virgil sagte Hinder im „Kathpress“-Gespräch,
dass die arabischen Regierungen mit größter Nervosität die politischen Entwicklungen
in Tunesien, Ägypten, Libyen und Syrien verfolgten und für den Fall politischer Aufstände
„Gewehr bei Fuß stehen“. Von drohenden staatlichen Restriktionen wie Versammlungsverboten
wären auch Christen betroffen, obgleich sich derartige Maßnahmen nicht in erster Linie
gegen die christlichen Minderheiten richten würden.
Keine Revolutionsgefahr Für
die Emirate sieht Hinder keine große Revolutionsgefahr. Die ökonomische Situation
der Bevölkerung sei relativ gut, die Regierung fahre eine „moderate und kluge Politik“.
Wie es aber beispielsweise in Saudi-Arabien aussehe, könne er nicht beurteilen, so
der Bischof.
Die Beziehungen zu den muslimischen Autoritäten in seinem Jurisdiktionsbereich
seien gut, einen tiefergehenden Dialog zwischen Christentum und Islam gebe es aber
nicht. Wichtiger sei der praktisch gelebte Umgang miteinander in gegenseitigem Respekt,
so Hinder.
Drei Millionen Katholiken Schätzungen zufolge gibt
es im Bereich der arabischen Halbinsel an die drei Millionen Katholiken, dazu kommen
noch bis zu eine Million Christen anderer Konfessionen. Was alle Christen eint: Es
handelt sich so gut wie ausschließlich um Ausländer, meist Gastarbeiter. Die meisten
kommen von den Philippinen, Indien, anderen asiatischen Ländern aber etwa auch aus
dem Libanon, Palästina oder Jordanien. Hinder: „Wir sind eine Kirche von Ausländern
für Ausländer.“
Hintergrund Der Schweizer Kapuzinerpater Paul
Hinder war bisher für die gesamte Arabische Halbinsel mit Ausnahme von Kuwait zuständig.
Am 31. Mai 2011 hat der Vatikan die Kirchenstrukturen geändert. Nun gehören zum Vikariat
„Arabien-Nord“ Kuwait, Bahrain, Katar und Saudi-Arabien, zum Vikariat „Arabien-Süd“,
das Hinder untersteht, die Vereinigten Arabischen Emirate, Oman und Jemen. Hinders
Bischofssitz befindet sich in Abu Dhabi in den Emiraten. Der 1942 in der Schweiz geborene
Paul Hinder trat 1962 in den Kapuzinerorden ein und wurde 1967 zum Priester geweiht.
2005 wurde er zum Apostolischen Vikar von Arabien ernannt.