Auch die katholische
Kirche ist überrascht vom Ergebnis der Berliner Abgeordnetenhauswahl. Zwar ist es
keine Überraschung, dass SPD-Mann Klaus Wowereit Regierender Bürgermeister bleibt
und als solcher auch den Papst in ein paar Tagen begrüßen wird. Doch der Triumph der
Piraten-Partei bereitet dem Leiter des Katholischen Büros in Berlin Kopfzerbrechen.
Karl Jüsten hält das Programm der Partei für „ziemlich abstrus“. Vor allen Dingen
mache den Kirchen die „radikal-anti-kirchliche Haltung Sorge, die auf einigen Wahlplakaten
zum Ausdruck gebracht wurde“. Hier müsse man genau hinsehen, „ob diese Partei nur
eine Protestpartei ist oder eine Partei, die eine wirkliche Basis hat“. Die Piratenpartei
errang in Berlin erstmals Mandate auf Landesebene, sie schaffte auf Anhieb 8,9 Prozent
der Stimmen. Das zeigt, „dass es doch einen großen Bevölkerungsanteil gibt, der mit
den bisherigen Methoden der Politik nicht mehr viel anfangen kann, der sich auch eine
neue Form der politischen Beteiligung wünscht“. So äußert sich der Leiter des Katholischen
Büros Berlin-Brandenburg, Tobias Przytarski. Man müsse jetzt mal beobachten, wie sich
die Piratenpartei weiter entwickle. In vielem sei ihr Anfang mit dem der Grünen vergleichbar.
Überrascht zeigen sich die zwei kirchlichen Politik-Lobbyisten im Gespräch mit Kölns
Domradio über den Absturz der FDP in Berlin: Dass sie nun „praktisch den Status einer
Splitterpartei habe“, so Przytarski, sei „schon eine große Überraschung“.