Die Lage der Menschen
im von Dürre und Hunger geschüttelten Somalia ist nach wie vor prekär. Seit Juli hat
sich die Zahl der Notleidenden in dem ostafrikanischen Land auf 750.000 verdoppelt.
Das haben in diesem Tagen die Vereinten Nationen bekannt gegeben. Zu den andauernden
Folgen der Jahrtausenddürre kommen Probleme beim Verteilen der internationalen Hilfsleistungen.
Diese sind für den Bischof von Dschibuti und Apostolischen Administrator von Mogadischu
logische Folge der politisch unsicheren Situation in Somalia, die schon Jahrzehnte
andauert. Bischof Giorgio Bertin sagte gegenüber Radio Vatikan:
„Vor
allem beim Verteilen der grundlegenden Hilfsmittel gibt es Schwierigkeiten: Lebensmittel,
Decken, Zelte, Medikamente. Schon 1992/93 ist Ähnliches passiert. Und heute, nach
zwanzig Jahren, in denen Gesetze fehlen und der Staat praktisch abwesend ist, liegt
es auf der Hand, dass es Menschen gibt, die sich bereichern. In dieser Übergangsphase
zwischen dem Ausgang des Bürgerkrieges und dem Abzug der Shabaab-Rebellen, zumindest
aus Mogadischu, ist die Übergangsregierung noch nicht in der Lage, die Situation in
die Hand zu nehmen.“
Die somalische Führung hatte zuletzt Anfang September
einen Fahrplan für eine neue Verfassung und Wahlen innerhalb eines Jahres verabschiedet.
Mit diesen von den Vereinten Nationen unterstützten Schritten soll eine stabilere
und handlungsfähigere Regierung für das Land geschaffen werden. Auch Bischof Bertin
plädiert dafür, die Einwohner Somalias zu mehr eigenverantwortlichem Handeln anzuregen.
Dazu gehört zum Beispiel ein Ankurbeln des lokalen Handels:
„Anstatt
grundlegende Güter von außen direkt an die Menschen zu geben, ziehen wir es vor, wenn
die Güter über die lokalen Händler unters Volk gebracht werden. Diese Kaufleute können
sich besser verteidigen und kennen sehr viel besser ihr Umfeld als die großen Organisationen,
die mit riesigen Mengen ankommen. Denn diese großen Mengen sind es, die letztlich
Plünderern zum Opfer fallen.“
In der kommenden Woche wollen sich die
Vereinten Nationen mit der fortdauernden Katastrophe in Somalia beschäftigen. Zu den
angeleierten politischen Reformen – der neuen Verfassung und den Wahlen – äußert sich
der Bischof vorsichtig: Was in zwanzig Jahren nicht geschafft wurde, nämlich politische
Stabilität und Frieden, könne wohl kaum innerhalb eines Jahres verwirklicht werden,
meint der Apostolische Administrator von Mogadischu.