Die indischen Bischöfe sind derzeit in Rom und besuchen den Papst. Insgesamt 164 Diözesen
gibt es auf dem Subkontinent. Das Besondere an der katholischen Kirche in Indien ist,
dass es drei katholische Liturgietraditionen gibt. Doch die größten Herausforderungen
erleben die indischen Katholiken in ihrem Verhältnis zu den Hindus.
Immer wieder
gibt es Berichte über Christenverfolgungen oder die Diskriminierung von Christen in
Teilen Indiens. Bei den Gewalttaten handelt es sich meistens um Angriffe von Hindu-Fundamentalisten.
Man sollte da allerdings vorsichtig mit Verallgemeinerungen sein, sagt gegenüber Radio
Vatikan der Bischof von Bhopal, Leo Cornelio.
„Denn die meisten Hindus sind
tolerant! Vor allem gebildete Hindus pflegen einen guten und freundlichen Umgang mit
uns. Daneben gibt es aber leider kleinere Gruppen von Hindus, die sehr extremistisch
sind. Sie verfolgen meist ein politisches Ziel. Die Anführer dieser Gruppen nutzen
diese Menschen aus. Madhya Pradesh war der erste indische Bundesstaat, der ein Gesetz
gegen Religionswechsel einführte. Das war bereits 1968. Offiziell - aber nur offiziell
- geht es dabei um die Wahrung der Religionsfreiheit.“
In seinem Bistum
im zentralindischen Bundesstaat Madhya Pradesh leidet die christliche Minderheit deshalb
unter Verfolgung - wie in einigen anderen indischen Bundesstaaten auch. Das Erzbistum
Bhopal hat 21 Pfarreien mit über 18.000 Gläubigen. Zum Vergleich: Im ganzen Gebiet
leben etwa vier Millionen Menschen. Madhya Pradesh wird von einer Hindu-Partei regiert.
Die Christen, die häufig arm sind, haben es schwer, und dass die Kirche sich besonders
für die Armen einsetzt, wird nicht von allen gern gesehen.
„In unserem Erzbistum
ist die Lage sehr schlimm. Denn wir haben eine Regierung, die von der BJP geleitet
wird. Sie sind mit eng mit anderen extremistischen Gruppierungen verbunden. Deshalb
unternimmt die Regierung nichts gegen diese Gruppe. Viele Menschen in Indien wollen,
dass die Lage so bleibt wie bisher. Alles soll so weitergehen wie bisher. Sie wollen
auch, dass die Menschen arm bleiben. Denn die Armen können besser ausgenutzt werden.“
Ein
Papstbesuch in Indien wäre eine große Ermutigung für die indischen Katholiken, so
Bischof Cornelio. Nächste Woche wird er Papst Benedikt XVI. persönlich anlässlich
des Ad Limina-Besuchs treffen.
„Der Papst könnte in einem Missionsland wie
Indien ein gutes Zeugnis geben. Das wäre für uns in der Tat eine wichtige Ermutigung.
Sicherlich sollte er die Hauptstadt Delhi besuchen, vielleicht auch eine Großstadt
wie Mumbai oder den Bundesstaat Kerala. Schön wäre aber auch eine Visite in einer
Missionsgegend wie Ranchi, wo viele Nachfahren indischer Ureinwohner leben.“
Konkret
sind die Planungen für einen Papstbesuch in Indien allerdings nicht. Der Erzbischof
hat auch noch keine Einladung ausgesprochen. Papst Benedikt hat in den sechs Jahren
seines Pontifikats noch kein asiatisches Land besucht.