2011-09-15 10:52:18

Indien: „Die meisten Hindus sind tolerant“


Die indischen Bischöfe sind derzeit in Rom und besuchen den Papst. Insgesamt 164 Diözesen gibt es auf dem Subkontinent. Das Besondere an der katholischen Kirche in Indien ist, dass es drei katholische Liturgietraditionen gibt. Doch die größten Herausforderungen erleben die indischen Katholiken in ihrem Verhältnis zu den Hindus.

Immer wieder gibt es Berichte über Christenverfolgungen oder die Diskriminierung von Christen in Teilen Indiens. Bei den Gewalttaten handelt es sich meistens um Angriffe von Hindu-Fundamentalisten. Man sollte da allerdings vorsichtig mit Verallgemeinerungen sein, sagt gegenüber Radio Vatikan der Bischof von Bhopal, Leo Cornelio.

„Denn die meisten Hindus sind tolerant! Vor allem gebildete Hindus pflegen einen guten und freundlichen Umgang mit uns. Daneben gibt es aber leider kleinere Gruppen von Hindus, die sehr extremistisch sind. Sie verfolgen meist ein politisches Ziel. Die Anführer dieser Gruppen nutzen diese Menschen aus. Madhya Pradesh war der erste indische Bundesstaat, der ein Gesetz gegen Religionswechsel einführte. Das war bereits 1968. Offiziell - aber nur offiziell - geht es dabei um die Wahrung der Religionsfreiheit.“

In seinem Bistum im zentralindischen Bundesstaat Madhya Pradesh leidet die christliche Minderheit deshalb unter Verfolgung - wie in einigen anderen indischen Bundesstaaten auch. Das Erzbistum Bhopal hat 21 Pfarreien mit über 18.000 Gläubigen. Zum Vergleich: Im ganzen Gebiet leben etwa vier Millionen Menschen. Madhya Pradesh wird von einer Hindu-Partei regiert. Die Christen, die häufig arm sind, haben es schwer, und dass die Kirche sich besonders für die Armen einsetzt, wird nicht von allen gern gesehen.

„In unserem Erzbistum ist die Lage sehr schlimm. Denn wir haben eine Regierung, die von der BJP geleitet wird. Sie sind mit eng mit anderen extremistischen Gruppierungen verbunden. Deshalb unternimmt die Regierung nichts gegen diese Gruppe. Viele Menschen in Indien wollen, dass die Lage so bleibt wie bisher. Alles soll so weitergehen wie bisher. Sie wollen auch, dass die Menschen arm bleiben. Denn die Armen können besser ausgenutzt werden.“

Ein Papstbesuch in Indien wäre eine große Ermutigung für die indischen Katholiken, so Bischof Cornelio. Nächste Woche wird er Papst Benedikt XVI. persönlich anlässlich des Ad Limina-Besuchs treffen.

„Der Papst könnte in einem Missionsland wie Indien ein gutes Zeugnis geben. Das wäre für uns in der Tat eine wichtige Ermutigung. Sicherlich sollte er die Hauptstadt Delhi besuchen, vielleicht auch eine Großstadt wie Mumbai oder den Bundesstaat Kerala. Schön wäre aber auch eine Visite in einer Missionsgegend wie Ranchi, wo viele Nachfahren indischer Ureinwohner leben.“

Konkret sind die Planungen für einen Papstbesuch in Indien allerdings nicht. Der Erzbischof hat auch noch keine Einladung ausgesprochen. Papst Benedikt hat in den sechs Jahren seines Pontifikats noch kein asiatisches Land besucht.

(rv 15.09.2011 mg)







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