In diesen Tagen hatte
der vatikanische „Außenminister“ Erzbischof Dominique Mamberti von Rom aus daran erinnert,
dass auch in den Ländern der westlichen Welt die Diskriminierung und Marginalisierung
von Christen in Gang sei. Auf dem Internationalen Friedenstreffen in München richtete
sich der Blick mit Paul Bhatti, den Bruder des ermordeten pakistanischen Minderheitenministers
und Katholiken Shahbaz Bhatti, auf die Verfolgung von Christen in Ländern mit muslimischer
Mehrheit. Paul war nach Shahbaz Tod in Pakistan zunächst für das Amt des Minderheitenministers
im Gespräch. Mit der jüngsten Dezentralisierung des Ministeriums fiel das für Christen
und andere Minderheiten so wichtige Amt jedoch ganz weg. Paul Bhatti ist aktuell
zumindest politischer Berater des pakistanischen Premierministers in Minderheitenfragen.
Er plädierte in München für den Einsatz interreligiöser Komitees in Pakistan, um dort
dem groben Missbrauch des Blasphemie-Paragraphen entgegenzuwirken. Unter dem Vorwand
angeblicher Lästerung des Propheten Mohammad kommt es in Pakistan immer wieder zur
Verurteilung religiöser und ethnischer Minderheiten. Diese gemischten Komitees aus
Christen, Muslimen und Sikh – die Sikh sind vor allem im pakistanischen Brennpunktstaat
Punjab angesiedelt – seien bereits aktiv, so Bhatti. Sie griffen ein, wenn sich im
Zusammenhang mit Blasphemie falsche Vorwürfe gegen die Schwächsten und Ärmsten in
der pakistanischen Gesellschaft richteten. Fundamentalistische Strömungen haben nach
Bhattis Ansicht in Pakistan zugenommen: „Nach dem Tod von Shahbaz haben wir
die verschiedenen Situationen und Gründe des Hasses analysiert. Intoleranz, Extremismus
und Terrorismus werden in Pakistan nicht nur durch eine Art von religiösem Fanatismus
verursacht, sondern durch verschiedene Faktoren: Instabilität des Landes, die Armut
und die fehlende Bildung.“ Die Terroranschläge vom elften September 2001 hätten
die ganze Region in Unsicherheit gestürzt, so Bhatti gegenüber Radio Vatikan weiter.
Das habe fundamentalistischen Strömungen Aufwind gegeben. Höhepunkt sei im März diesen
Jahres die Ermordung seines Bruders Shabhaz gewesen. Zu den Ursachen der Gewalt in
seinem Land sagte Paul Bhatti Radio Vatikan in München: „Wir sind in einen Teufelskreis
geraten. Die Anschläge vom elften September führten zum Krieg in Afghanistan, vor
dem zahlreiche Menschen in unser Land geflohen sind. Unsere Regierung wurde über lange
Jahre von einem Diktator geführt, der sich äußerlich einen demokratischen Schein gab.
Das hat zu Armut geführt, die zu Extremismus, der Extremismus wieder zu Armut usw.“ Viele
Menschen in Pakistan hätten keine Ahnung davon, was Demokratie überhaupt bedeute.
Daran sei auch das mangelhafte und löchrige Bildungssystem schuld. Das friedliche
Zusammenleben der Religionen sei dagegen „gut für alle“, so Bhattis Fazit, auch für
diejenigen, die „falsche und unmittelbare Macht“ besäßen. Aufruf zu einer
Allianz von Christentum und Islam Zu einer Allianz von Christentum und
Islam rief in München auch der irakische Erzbischof Georges Casmoussa auf. Er zeigte
sich überzeugt davon, dass im Islam extremistische Strömungen nicht überwiegen: „Man
muss den moderaten Islam ermutigen, der den anderen und dessen prinzipielle Rechte
anerkennt, dessen Recht auf Leben und Meinungsfreiheit. Es ist eine Wahl, die allen
Religionen zugute kommt, wenn sie Hand in Hand mit der modernen und globalisierten
Welt Schritt halten wollen. Die Gläubigen sind dazu aufgerufen, den Akzent auf das
zu legen, was vereint – im Zeichen des Zweiten Vatikanischen Konzils.“ (pm/rv
13.09.2011 pr)