2011-09-13 14:14:13

Friedenstreffen in München: Brennpunkt Pakistan


RealAudioMP3 In diesen Tagen hatte der vatikanische „Außenminister“ Erzbischof Dominique Mamberti von Rom aus daran erinnert, dass auch in den Ländern der westlichen Welt die Diskriminierung und Marginalisierung von Christen in Gang sei. Auf dem Internationalen Friedenstreffen in München richtete sich der Blick mit Paul Bhatti, den Bruder des ermordeten pakistanischen Minderheitenministers und Katholiken Shahbaz Bhatti, auf die Verfolgung von Christen in Ländern mit muslimischer Mehrheit. Paul war nach Shahbaz Tod in Pakistan zunächst für das Amt des Minderheitenministers im Gespräch. Mit der jüngsten Dezentralisierung des Ministeriums fiel das für Christen und andere Minderheiten so wichtige Amt jedoch ganz weg.
Paul Bhatti ist aktuell zumindest politischer Berater des pakistanischen Premierministers in Minderheitenfragen. Er plädierte in München für den Einsatz interreligiöser Komitees in Pakistan, um dort dem groben Missbrauch des Blasphemie-Paragraphen entgegenzuwirken. Unter dem Vorwand angeblicher Lästerung des Propheten Mohammad kommt es in Pakistan immer wieder zur Verurteilung religiöser und ethnischer Minderheiten. Diese gemischten Komitees aus Christen, Muslimen und Sikh – die Sikh sind vor allem im pakistanischen Brennpunktstaat Punjab angesiedelt – seien bereits aktiv, so Bhatti. Sie griffen ein, wenn sich im Zusammenhang mit Blasphemie falsche Vorwürfe gegen die Schwächsten und Ärmsten in der pakistanischen Gesellschaft richteten. Fundamentalistische Strömungen haben nach Bhattis Ansicht in Pakistan zugenommen:
„Nach dem Tod von Shahbaz haben wir die verschiedenen Situationen und Gründe des Hasses analysiert. Intoleranz, Extremismus und Terrorismus werden in Pakistan nicht nur durch eine Art von religiösem Fanatismus verursacht, sondern durch verschiedene Faktoren: Instabilität des Landes, die Armut und die fehlende Bildung.“
Die Terroranschläge vom elften September 2001 hätten die ganze Region in Unsicherheit gestürzt, so Bhatti gegenüber Radio Vatikan weiter. Das habe fundamentalistischen Strömungen Aufwind gegeben. Höhepunkt sei im März diesen Jahres die Ermordung seines Bruders Shabhaz gewesen. Zu den Ursachen der Gewalt in seinem Land sagte Paul Bhatti Radio Vatikan in München:
„Wir sind in einen Teufelskreis geraten. Die Anschläge vom elften September führten zum Krieg in Afghanistan, vor dem zahlreiche Menschen in unser Land geflohen sind. Unsere Regierung wurde über lange Jahre von einem Diktator geführt, der sich äußerlich einen demokratischen Schein gab. Das hat zu Armut geführt, die zu Extremismus, der Extremismus wieder zu Armut usw.“
Viele Menschen in Pakistan hätten keine Ahnung davon, was Demokratie überhaupt bedeute. Daran sei auch das mangelhafte und löchrige Bildungssystem schuld. Das friedliche Zusammenleben der Religionen sei dagegen „gut für alle“, so Bhattis Fazit, auch für diejenigen, die „falsche und unmittelbare Macht“ besäßen.
Aufruf zu einer Allianz von Christentum und Islam
Zu einer Allianz von Christentum und Islam rief in München auch der irakische Erzbischof Georges Casmoussa auf. Er zeigte sich überzeugt davon, dass im Islam extremistische Strömungen nicht überwiegen:
„Man muss den moderaten Islam ermutigen, der den anderen und dessen prinzipielle Rechte anerkennt, dessen Recht auf Leben und Meinungsfreiheit. Es ist eine Wahl, die allen Religionen zugute kommt, wenn sie Hand in Hand mit der modernen und globalisierten Welt Schritt halten wollen. Die Gläubigen sind dazu aufgerufen, den Akzent auf das zu legen, was vereint – im Zeichen des Zweiten Vatikanischen Konzils.“
(pm/rv 13.09.2011 pr)









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