Vor zehn Jahren: Kardinal Ratzinger zum 11. September
„Ich würde sagen:
Ein Problem ist der Missbrauch des Namens Gottes. Denn diese Attentate werden auch
im Namen Gottes verübt – im Namen einer Religion, die für die eigenen Zwecke missbraucht
wird, einer politisierten Religion. So wird die Religion zu einem Machtfaktor. Vor
diesem Hintergrund sehe ich die Notwendigkeit, wieder mehr von Gott mit menschlichem
Antlitz zu sprechen. Wenn wir auf Christus schauen, auf den Gott, der für uns leidet,
der nicht seine Allmacht nutzt, um mit einem Machtstreich die Realitäten dieser Welt
zu ändern, sondern der stattdessen auf unsere Herzen zielt, dann sehen wir eine Liebe,
die sich für uns sogar töten läßt. Wir haben das Bild von einem Gott, der jede Art
von Gewalt ausschließt, und darum erscheint mir das Antlitz Christi als die adäquateste
Antwort auf den Missbrauch eines Gottes, der zum Instrument unserer Macht gemacht
wird.“
Kardinal Joseph Ratzinger, heute Papst Benedikt XVI., vor zehn Jahren
in einem Interview mit Radio Vatikan über den Terror des 11. September 2001