Es ist mittlerweile
eine gute Tradition geworden: Neu ernannte Bischöfe aus aller Welt kommen nach Rom,
um zu lernen, um Erfahrungen auszutauschen und nicht zuletzt auch um mit „älteren“
Amtsbrüdern zu sprechen. Unter den zum diesjährigen Kurs als Refernt Eingeladenen
ist der Erzbischof von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx. Sein Thema an
diesem Donnerstag war die Leitungsaufgabe des Bischofs. Dabei geht es zwar auch um
die Theorie, so Marx im Interview mit Radio Vatikan. Ihm geht es aber vor allem um
Berichte aus der persönlichen Praxis.
„Ich finde, dass es sehr wichtig
ist, dass man bei aller guten Theorie auch davon erzählt, wie man es selber macht
und wie man von dem, was vielleicht nicht gelungen ist, lernen kann. Ich möchte jedenfalls
den Bischöfen auch sagen, dass man als Bischof noch viel zu lernen hat.“
Viele
Neubischöfe kommen mit Leitungserfahrungen in ihr Amt, die eine Pfarrei betreffen,
keine größeren Einheiten. Marx weist aber darauf hin, dass der Kern ähnlich ist: Es
ist der Umgang mit Menschen. Man müsse mit vielen Menschen zusammen arbeiten können,
mit Konflikten umgehen können und sie auf ein Ziel hin orientieren. Gleichzeitig bringe
das Amt aber tatsächlich auch völlig neue Elemente mit sich …
„weil ein
Bischof viel stärker in der Gesamtöffentlichkeit des Bistums steht und auch in der
Öffentlichkeit der Gesellschaft. Da braucht es eine Zeit, sich einzuarbeiten, erst
recht, wenn man als Fremder in eine Diözese kommt. Ich selber habe das ja zweimal
erlebt und weiß, was es heißt, in einer großen Diözese Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
zu finden, die miteinander auch den Weg gehen, mit dem Bischof zusammen. Denn alleine
kann man ein Bistum nicht leiten.“
Es brauche immer die Mitarbeit anderer,
vor allem der Priester. Insgesamt sei viel Engagement des Gespräches, des Zuhörens
und des gemeinsamen Suchens nach Zielen nötig. Was das Bischofsamt im letzten Jahr
vor allem geprägt hat, war die Diskussion und der Umgang mit dem Missbrauch. Auch
hieraus hat Kardinal Marx einiges an Erfahrungen gezogen, Dinge, die er auch den neuen
Bischöfen weitergeben will:
„Auf jeden Fall aktiv zu handeln, authentisch
und deutlich die klare Linie der Aufklärung zu fahren; ein offenes Verhältnis zu den
Medien haben, die sehr aufmerksam sind, manchmal natürlich auch nicht wohlwollend,
das ist klar, aber das muss man eben wissen. Da ist einiges, was man auch den Bischöfen
weitergeben kann, denn natürlich wird es immer Konflikte und Probleme mit Priestern
geben – nicht nur in der Frage des Missbrauchs –, da sollte man im Gespräch und in
der Vereinbarung, was man von einem Priester erwartet, sehr deutlich und konsequent
handeln und nicht diffus.“