Deutschland: Ganze Gesellschaft soll Pflegeproblem lösen
Die Zukunft der Pflege
– ein Problem in Deutschland. Aus Sicht der Bischöfe sollen an der Problemlösung nicht
nur die Politiker und Pflegeeinrichtungen arbeiten, sondern die ganze Gesellschaft.
Ein richtiger Ansatz, meint im Interview mit dem Kölner Domradio Prälat Peter Neher,
der Präsident des Deutschen Caritasverbandes.
„Ich denke, es handelt sich
um zwei sehr zentrale Themen. Einmal: Pflege ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe,
d.h. die Erwartungen an eine gute Pflege dürfen nicht allein den professionell Pflegenden
angelastet werden, sondern jeder von uns ist gefordert, wo möglich, seinen Teil beizutragen.
Das setzt voraus, sich selbst damit auseinanderzusetzen, auch einmal alt und vielleicht
pflegebedürftig zu werden. Und das Zweite: Die Stärkung der verschiedenen Pflegeformen,
Kurzzeitpflege und der Bereich Ersatzpflege, also: Wie kann man in einem größeren
Bereich im Lebensumfeld der betroffenen Menschen eine gute Pflege ermöglichen?“
Die
Bischöfe fordern, dass jedes Mitglied der Gesellschaft einen Beitrag zur Bewältigung
der Pflege leisten soll. Neher:
„Das eine ist, klar vor Augen zu haben,
dass Pflegebedürftigkeit nicht nur etwas ist, das irgendwen betrifft, sondern es kann
auch mich persönlich betreffen. Das zweite ist, mich in meinem eigenen Umfeld umzuschauen,
bei meinen Eltern, Geschwistern, Freunden. Jeder in diesem Umfeld kann möglicherweise
pflegebedürftig werden. Und da stellt sich die Frage: Bin ich auch bereit, einmal
hinzugehen, jemand die Hand zu halten, die Zeit zu schenken, die ich nicht immer nur
von denen erwarten kann, die das professionell tun. Das sind so ganz kleine Impulse,
bis hin zur Frage: Wie kriegen wir einen sinnvollen Pflegemix hin? Also unterschiedlichste
Betreuungsformen im Wohnumfeld der Menschen zu kombinieren, so dass im Alter garantiert
ist, dass sich tatsächlich jemand um mich kümmert. Und das setzt auch voraus, dass
ich schon als junger Mensch und im mittleren Alter beziehungsfähig bin, Beziehungen
aufbaue, mich nicht isoliere und abkapsele und dann erwarte, dass im Alter jemand
da ist, der mich pflegt.“