2011-09-09 14:41:52

Deutschland: Ganze Gesellschaft soll Pflegeproblem lösen


RealAudioMP3 Die Zukunft der Pflege – ein Problem in Deutschland. Aus Sicht der Bischöfe sollen an der Problemlösung nicht nur die Politiker und Pflegeeinrichtungen arbeiten, sondern die ganze Gesellschaft. Ein richtiger Ansatz, meint im Interview mit dem Kölner Domradio Prälat Peter Neher, der Präsident des Deutschen Caritasverbandes.

„Ich denke, es handelt sich um zwei sehr zentrale Themen. Einmal: Pflege ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, d.h. die Erwartungen an eine gute Pflege dürfen nicht allein den professionell Pflegenden angelastet werden, sondern jeder von uns ist gefordert, wo möglich, seinen Teil beizutragen. Das setzt voraus, sich selbst damit auseinanderzusetzen, auch einmal alt und vielleicht pflegebedürftig zu werden. Und das Zweite: Die Stärkung der verschiedenen Pflegeformen, Kurzzeitpflege und der Bereich Ersatzpflege, also: Wie kann man in einem größeren Bereich im Lebensumfeld der betroffenen Menschen eine gute Pflege ermöglichen?“

Die Bischöfe fordern, dass jedes Mitglied der Gesellschaft einen Beitrag zur Bewältigung der Pflege leisten soll. Neher:

„Das eine ist, klar vor Augen zu haben, dass Pflegebedürftigkeit nicht nur etwas ist, das irgendwen betrifft, sondern es kann auch mich persönlich betreffen. Das zweite ist, mich in meinem eigenen Umfeld umzuschauen, bei meinen Eltern, Geschwistern, Freunden. Jeder in diesem Umfeld kann möglicherweise pflegebedürftig werden. Und da stellt sich die Frage: Bin ich auch bereit, einmal hinzugehen, jemand die Hand zu halten, die Zeit zu schenken, die ich nicht immer nur von denen erwarten kann, die das professionell tun. Das sind so ganz kleine Impulse, bis hin zur Frage: Wie kriegen wir einen sinnvollen Pflegemix hin? Also unterschiedlichste Betreuungsformen im Wohnumfeld der Menschen zu kombinieren, so dass im Alter garantiert ist, dass sich tatsächlich jemand um mich kümmert. Und das setzt auch voraus, dass ich schon als junger Mensch und im mittleren Alter beziehungsfähig bin, Beziehungen aufbaue, mich nicht isoliere und abkapsele und dann erwarte, dass im Alter jemand da ist, der mich pflegt.“

(domradio 09.09.2011 mg)







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