Botschafter Schmid: „Die höchste Form des Besuches“
Berlins Botschafter
beim Heiligen Stuhl kann die mancherorts geäußerte Kritik nicht nachvollziehen, der
Papstbesuch werfe einen Schatten auf die Trennung von Kirche und Staat in Deutschland.
„Der Papst ist ein Staatsoberhaupt, als solches ist er eingeladen und als solches
wird er nach den Regeln, die wir bei Staatsbesuchen anwenden, auch wahrgenommen“,
sagte uns Botschafter Walter Jürgen Schmid zwei Wochen vor Benedikts Ankunft in Berlin.
„Wir
haben in Deutschland auch – das ist insofern nichts Neues – eine sehr lange Geschichte
des Zusammenlebens zwischen Staat und Kirche. Wir haben uns da auch nach einer langen
Zeit der Auseinandersetzung auf ein Modell des deutschen Staatskirchenrechtes geeinigt,
das beiden Seiten dient, sodass die Frage, dass wir ein Zusammenspiel von Staat und
Kirche haben, für uns in Deutschland nichts Neues ist, sondern etwas, mit dem wir
schon lange leben und große Erfahrungen haben.“
Zweimal war der deutsche
Papst bisher in seinem Heimatland zu Gast: Zum Weltjugendtag reiste er 2005 nach Köln
und im Jahr darauf an die Orte Bayerns, die seine jungen Jahre prägten. Benedikts
dritte Visite ist im Gegensatz zu den beiden vorangegangenen ein Staatsbesuch. Das
ist, wie Schmid sagt, „die höchste Form des Besuches zwischen Staatsoberhäuptern“.
In der Tat kommt Benedikt XVI. auf Einladung des deutschen Bundespräsidenten Christian
Wulff. Wenn die Papstreise in der Sprache des Diplomaten dennoch nicht unter „Staatsbesuch“
läuft, sondern als „offizieller Besuch“, dann deshalb, weil einige klassische Elemente
des Protokolls fehlen, wie das Staatsbankett, auf das Benedikt verzichtet. Auch residiert
der Papst in Berlin - wie immer auf Reisen - in seiner eigenen diplomatischen Vertretung.
Teil des Staatsbesuches sind etwa der Empfang und die Verabschiedung durch den Bundespräsidenten,
aber auch Begegnungen in den Ländern.
„Der Papst trifft aus Anlass des
offiziellen Besuches in Deutschland mit den Verfassungsorganen des Bundes und mit
denen der Bundesländer zusammen, die er besucht. Das ist an erster Stelle der Bundespräsident,
das ist der Kanzler, die Bundesregierung. Das ist auch das Bundesverfassungsgericht,
ein Verfassungsorgan, mit dem er in Freiburg zusammentreffen wird.“
Herausragend
und auch ungewöhnlich ist die Rede des Papstes vor dem deutschen Bundestag. Botschafter
Schmid:
„Das ist nicht per se ein Bestandteil eines Staatsbesuches, es
ist eine besondere Ehre, die dem Papst auf Einladung des Parlamentes zuteil geworden
ist. Es sprechen nur wenige ausländische Staatsoberhäupter vor dem Bundestag, auch
auf der Seite des Heiligen Stuhles ist nicht bei jedem Besuch eine Rede vor dem Parlament
vorgesehen. Es ist die dritte Rede eines Papstes vor einem Parlament. Johannes Paul
II. hat vor seinem Heimatparlament in Warschau geredet und überdies als Bischof von
Rom vor dem italienischen Parlament in Rom.“