Umbrüche im ländlichen
Raum: Das war das Thema eines Kongresses des kirchlichen Hilfswerks Renovabis, der
an diesem Samstag in Freising zu Ende gegangen ist. Renovabis kümmert sich vor allem
um Zentral- und Osteuropa und die Umbrüche sind hier vor allem im 20. Jahrhundert
durch die Vermassung der Wirtschaft, durch den Krieg, durch die Migration, und dann,
1989 und folgende, durch den Zusammenbruch der damaligen Wirtschaft verursacht worden.
Radio Vatikan hat mit dem Leiter des Hilfswerks, Pater Stefan Dartmann gesprochen
und ihn gefragt, was er bei dem Kongress gelernt hat.
„Ich habe viel gelernt,
ich habe Einblick erhalten in Situationen von Ländern, die mir so nicht bekannt waren,
zum Beispiel in Bulgarien oder Armenien, aber auch Ansätze in Polen, die mich sehr
bewegt haben. Der ländliche Raum wird ja doch häufig vernachlässigt, wird garnicht
in den Blick genommen als eine eigenständige Größe, sondern immer eher als Zulieferer
für die Städte betrachtet. Und jetzt sind natürlich die Umbrüche dadurch, dass es
Migration gibt, dadurch, dass es sehr negative Folgen gerade auch des demographischen
Wandels für die Agrar- und Infrastruktur gibt in diesen Ländern, das bedeutet auch,
dass eine eigene spezifische ländliche Armutsdebatte entsteht, das sind schon Dinge
die den ländlichen Raum sehr prägen."
Renovabis ist ein kirchliches Hilfswerk,
wie reagiert Kirche oder was für Reaktionen oder was für Reaktionen sind in Ihrem
Kongress debattiert worden?
„Was bei mir aus der Diskussion am meisten haften
geblieben ist, ist dass die Kirche natürlich eine große Verantwortung hat, die Menschen
selber an ihre Verantwortung zu erinnern, sie in ihrem Selbstbewusstsein zu stärken,
dass sie auch in der politischen Gestaltung eine Verantwortung übernehmen. Das ist
in vielen Ländern Osteuropas nicht der Fall. Da wird die Politik sozusagen von anderen
gemacht und die Kirche beschränkt sich noch auf relativ private oder jedenfalls nicht
politische Räume. Da kann natürlich auch die Bildung und die Bildungspolitik der Bistümer
der entsprechenden Organisationen, die wir vertreten und mit denen wir zusammenarbeiten
eine wichtige Rolle spielen. Also: Bildung, Bildung, Bildung, damit Kompetenz da ist.
Alois Glück hat das an einer Stelle gesagt: Gesinnung allein reicht nicht, es muss
auch Kompetenz dazu kommen, um das richtige zu tun. Und das ist in der Tat das, was
in den Ländern fehlt. Wir können nicht nur klagen über das, was politisch falsch läuft,
wir müssen uns einmischen."
Da höre ich dann bei Ihnen auch heraus: nächste
Projekte für Renovabis. Fließt das jetzt ein in die Geldvergabe an die Unterstützungsformulierung
von Renovabis?
„Ja, natürlich. Es bestätigt uns auch in einem wichtigen
Punkt, nämlich dass wir schon seit Jahren, eigentlich schon seit den Anfängen der
Auffassung waren, die Förderung im Bereich Bildung ist eine besonders wichtige Sache.
Denn sie ist langfristig angelegt, sie ist Hilfe zur Selbsthilfe und sie erhöht die
Kompetenz, die notwendig ist, damit vor Ort die angemessenen Lösungen gefunden werden
können. Es ist sehr deutlich geworden, wie unterschiedlich die Situation in den verschiedenen
Ländern ist und dass eigentlich von außen überhaupt keine Ratschläge gegeben werden
können, jedenfalls keine Patentrezepte, sondern dass man die vor Ort entwickeln muss."