Nuntius Périsset: Deutschland, Luther und der Bundestag
In eineinhalb Wochen
ist es soweit, Papst Benedikt XVI. wird Deutschland besuchen. Aber schon jetzt zeichnen
sich Bereiche ab, die ganz besondere Aufmerksamkeit bekommen werden. Dazu äußert sich
im Gespräch mit Radio Vatikan der päpstliche Nuntius in Deutschland, Erzbischof Jean-Claude
Périsset:
„Für mich ist die ökumenische Seite des Besuches des Papstes in
Deutschland sehr wichtig, weil Deutschland das Land der Reformation ist. Luther ist
ein Deutscher. Und der Papst wird genau dort anwesend sein, wo Luther als Mönch und
Priester in der Zeit vor der Reformation gewirkt hat.“
Beim Lesen der Werke
des Papstes könne man sich davon überzeugen, dass er die Werke Luthers sehr gut kenne.
„Dass der Papst damals Luther verworfen hatte und Luther nichts mehr zu
tun haben wollte mit dem Bischof von Rom: Dass heute der Bischof von Rom dorthin kommt
ist eben ein Zeichen, das für die ganze Ökumene wichtig ist.“
Ein zweiter
Schwerpunkt – zeitlich gesehen sogar der erste – wird die Rede vor dem Deutschen Bundestag
sein, so Nuntius Périsset.
„Wenn man an der Front des Bundestages liest
‚Dem Deutschen Volk’, dann bedeutet das, dass wenn der Papst zu den Abgeordneten spricht,
er zu ganz Deutschland spricht, zur ganzen Bevölkerung. Was wird er bringen, als Oberhaupt
der Katholischen Kirche? Er wird seinem Amt treu bleiben, das heißt, dass er die religiösen
Werte einen Sinn haben für unser irdisches Leben. Denn die heutige Gesellschaft braucht
offene Fenster zum Himmel. Unsere Gesellschaft braucht Hoffnung für die Zukunft.“
Der
Papst werde, so glaubt der Nuntius, in seiner Ansprache genau dies Ansprechen, um
eine Zukunft in dieser Richtung zu fördern.
„Jeder bleibt frei, diese Weisungen
dann anzunehmen oder nicht. Aber der Papst wird dies tun als derjenige, der wegen
seines Amtes als Nachfolger Petri und als Haupt der katholischen Kirche darauf drängt,
diese Werte für die Gesellschaft und die Kirche wieder zur Geltung bringt.“