2011-09-02 10:17:16

Haiti: Eine inakzeptable Situation


RealAudioMP3 Eineinhalb Jahr nach dem Erdbeben und seinen über 200.000 Toten ist die humanitäre Lage in Haiti noch immer nicht besser geworden. Täglich werden bis zu 300 neue Fälle von Cholera gemeldet, vor allem aus den Zeltunterkünften, in denen es kaum Hygiene oder andere Infrastruktur gibt. Radio Vatikan hat mit Paolo Beccegato von Caritas Haiti gesprochen.

„Es ist eine komplexe humanitäre Lage, in der zu den Auswirkungen des Erdbebens noch andere hinzugekommen sind, zum Beispiel eine instabile politische Lage, eine durch Kahlschlag schon vorher schwer geschädigte Umwelt, die Schutzlosigkeit vor tropischen Stürmen verursacht. Das plagt dieses Land, das heute zu den ärmsten der Welt gehört und in einer endemischen Armut gefangen ist. Das Schicksal des Landes hängt immer noch in der Schwebe.“

Caritas Haiti kümmert sich vor allem um die Heimatlosen, die immer noch nicht in ihre Häuser zurückkehren können oder auch keine mehr haben. Sichere Zahlen gibt es nicht, sagt Beccegato.

„Die Quellen, also die Regierung, sprechen von 630.000 Personen, aber in Wirklichkeit ist sind es viel mehr. Jeder, der nach Haiti kommt, sieht viele Zeltstädte, und zwar schlecht geführte Zeltstädte. Sie sind nicht für dieses Wetter gebaut und außerdem feueranfällig. Die Situation hängt vor allem vom Zugang zu Wasser ab, das zum Beispiel für die Hygiene gebraucht wird. Die Situation ist sehr kritisch.“

Neben den vielen aktuellen Problemen, die einer Lösung bedürfen, sieht der Haiti-Spezialist auch die Notwendigkeit, allgemeiner über die Situation zu sprechen. Haiti dürfe nicht schon wieder schnell von der Tagesordnung verschwinden.

„Diese wiederkehrenden, aber immer wieder schnell vergessenen Geschichten gehen auch uns etwas an. Dieses Desaster war eines der schlimmsten der vergangenen zehn Jahre, gemeinsam mit dem Tsunami in Asien; dort war die Anzahl der Toten und Verletzten noch um einiges höher. Natürlich sind der Mangel an Information und der fehlende Anschluss an unsere Welt für Haiti ein Problem. Es hilft nicht unbedingt, jeden Tag darüber zu berichten, aber irgendwann müssen wir uns den wichtigen politischen und institutionellen Fragen stellen. Sonst drängen wir Haiti wieder in den Hintergrund, und gleichzeitig machen wir es zum Bettler. Und das ist inakzeptabel für alle, denen Menschlichkeit ein Anliegen ist.“

(rv 02.09.2011 ord)








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