Libyen ist nicht Somalia:
Trotz der derzeitigen Wirren ist dort „niemand vom Hungertod bedroht“. Das betont
Christoph Klitsch-Ott, der Afrika-Referent von Caritas International. Natürlich gebe
es in diesen Tagen des Sturzes von Machthaber Muammar Gaddafi „ernste Probleme“. Aber
ganz so dramatisch sei das dann doch nicht mit der von vielen Medien beschworenen
„humanitären Krise“.
„Libyen ist ein reiches und im Prinzip weit entwickeltes
Land - gewesen. Durch den Krieg wurde zum Teil Infrastruktur lahmgelegt. Strom- und
Wasserversorgung sind die ersten Probleme, weite Teiles des Landes sind ohne beides.
Es ist ganz klar, dass aufgrund der Versorgungsengpässe die medizinische Versorgung
in den Krankenhäusern schwierig ist. Der Nachschub an Nahrungsmitteln in das Land
hinein ist schwierig. Auch die Transportwege innerhalb des Landes sind unterbrochen.
Aber das Land hat Chancen, wenn es nicht in eine Situation - wie etwa der Irak - abgleitet,
relativ schnell diese Infrastruktur wieder in Stand zu setzen und die Situation zu
meistern.“
Wie es in Libyen politisch weitergehe, könne derzeit niemand
sagen, so Klitsch-Ott im Gespräch mit dem Kölner „domradio“. Alles hänge davon ab,
ob sich die Stämme „in einer Art demokratischem System zusammenfinden und nach dieser
jahrzehntelangen Diktatur einen Modus finden, wie sie zusammenleben können“.
„Das
wird sehr schwierig. Das kann abgleiten in eine Situation wie im Irak, wenn sich die
unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen nicht zusammenfinden. Aber viele Analysten gehen
auch davon aus, dass sehr gute Chancen bestehen, dass eine halbwegs moderne Demokratie
etabliert werden kann.“
Immerhin habe Libyen wegen seiner Ölvorkommen genug
Geld, um jetzt einen Wiederaufbau zu bezahlen. Die deutsche Caritas International
hat sich in den letzten Wochen vor allem um die Gastarbeiter in Libyen gekümmert,
die versuchten, vor der Gewalt zu flüchten.
„Wir haben mit vielen anderen
Hilfe geleistet. Vor allen Dingen in den Lagern in Ägypten und Tunesien, wo diese
Gastarbeiter angekommen sind. Der allergrößte Teil dieser Menschen ist inzwischen
in seine Heimat zurückgekehrt, für über 90 Prozent der Flüchtlinge wurde eine Lösung
gefunden. Man wird sehen, wie es mit den im Land gebliebenen Gastarbeitern weitergehen
wird.“