Der Besuch von Papst
Benedikt XVI. in seiner deutschen Heimat Ende des Monats wird „sicher auch in die
Annalen eingehen“. Das meint der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche Deutschlands
(EKD), Präses Nikolaus Schneider. Er wird den Papst im Erfurter Augustinerkloster
begrüßen, wo im 16. Jahrhundert Martin Luther als Mönch lebte. Inwieweit das ökumenische
Spitzentreffen dort „kirchengeschichtlich eine Rolle spielen wird“, wird sich erst
später zeigen:
„Das hängt natürlich davon ab, ob dieses Treffen gelingt,
ob von diesem Treffen Anstöße ausgehen, ob wir Dinge sagen können, die dann auch wirklich
gehört werden und die für die Menschen wichtig sind und die einfach Perspektiven öffnen
und für unser gemeinsames Glaubenszeugnis wesentlich werden.“
Laut Präses
Schneider wird es im Erfurter Kloster zunächst im kleinen Kreis Statements und ein
Gespräch zwischen den zwei Delegationen geben: den Katholiken mit dem Papst auf der
einen, dem Rat und der Synode der EKD auf der anderen Seite. Schneider will sich bei
diesem Gespräch vom Ort herausfordern bzw. inspirieren lassen: Hier ist Luther einst
in den Augustinerorden eingetreten, hier wurde er Priester und feierte er seine erste
Messe.
„Mir geht es darum, Martin Luther als ein Scharnier zu verstehen,
ein Scharnier zwischen unseren beiden Kirchen. Da gibt es viele gute Gründe, die mit
der Historie zu tun haben: Martin Luther wollte die Kirche reformieren, nichts anderes.
Es hat auch mit seiner Theologie zu tun, er ist von Augustin geprägt, davon versteht
auch der Papst sehr viel, es ist die Gnadentheologie des Augustin, es ist die Konzentration
auf Christus, und ich denke, das verbindet uns im Kern und ist Ausdruck unserer Gemeinsamkeit.
Also Luther, ein Scharnier.“
Schneider warnt im Gespräch mit dem Kölner
Domradio vor zu hohen Erwartungen an das Gespräch zwischen Papst und EKD: Man dürfe
die Latte nicht zu hoch hängen. Er erwarte sich allerdings auch vom Papst einige Worte
zu Luther, so der EKD-Ratsvorsitzende. Außerdem wolle er bei dem Treffen das 500.
Jubiläum der Reformation ansprechen, das 2017 gefeiert wird.
„Von meiner
Seite aus kann ich nur sagen, dass es einen starken ökumenischen Akzent haben wird.
Es soll keine Protz- und Jubelfeier werden, in dem Sinne, dass wir unser Licht hell
scheinen lassen vor dem dunklen Hintergrund des mittelalterlichen Katholizismus und
des verrotteten Papsttums zu dieser Zeit. Das alles wollen wir nicht, sondern wir
wollen deutlich einen ökumenischen Akzent haben für die Gegenwart und es soll ein
kräftiges Glaubenszeugnis für die Gegenwart werden. Und das alles geht nur ökumenisch.“
Die Papstreise sieht Schneider als „eine Chance“ – auch auf evangelischer Seite
freue man sich über den Besuch. Wichtig ist ihm, dass bei einem Wortgottesdienst in
der Klosterkirche nicht nur Papst Benedikt das Wort ergreifen wird, sondern auch die
Politikerin Katrin Göring-Eckhard, Präses der EKD-Synode.
„Und das war
eben doch eine sehr schöne Erfahrung, dass der Papst das möglich gemacht hat. Im Vorfeld
ging es ein bisschen hin und her, welches Zeitbudget zur Verfügung stehen wird, welches
der richtige Ort ist, was dem Papst an zeitlicher Belastung zumutbar ist, auch an
Belastung durch den Ortswechsel - und es ging auf den Papst selbst zurück, dass nun
dieses Format gefunden wurde, das auch unseren Wünschen und unser Vorstellung entspricht.“