Vatikan: „Nicht nur Wissen vermitteln, sondern Persönlichkeit formen“
„Wir beten für alle
Lehrer, dass sie die Liebe zur Wahrheit vermitteln und die Schüler zu wahren moralischen
und geistlichen Werten erziehen“: So heißt das Gebetsanliegen, das Papst Benedikt
XVI. für den September vorgegeben hat. Nach den Missbrauchsskandalen des letzten Jahres
rückt der Vatikan damit auch die Qualitäten, die katholische Schulen und Bildungseinrichtungen
in aller Welt ausmachen, wieder in den Vordergrund. Kardinal Zenon Grocholewski von
der Päpstlichen Bildungskongregation erzählt:
„Wenn Botschafter beim Heiligen
Stuhl hier zu uns in die Kongregation kommen – Botschafter, die keine Christen sind
-, dann rühmen sie sich häufig, dass sie eine katholische Schule oder eine katholische
Universität besucht haben. Ich frage dann immer nach, warum sie denn als Nichtchristen
auf eine katholische Schule gegangen sind. Die Antworten lauten dann immer: Die sind
einfach besser. Und außerdem – das ist die Antwort, die mir sehr wichtig ist -, weil
eine katholische Schule nicht nur Wissen vermittelt, sondern die Persönlichkeit formt.“
Genau
dieser Punkt mache katholische Schulen und Unis in einer Zeit des Relativismus immer
wichtiger: Erziehung heiße nämlich auch Erziehung zur Unterscheidung zwischen Gut
und Schlecht. Wenn dieser Unterschied relativiert werde oder wegfalle, so der Kardinal,
„wozu sollte man dann noch erziehen?“
„Wir bemühen uns immer um ein Erziehungsprojekt,
das den ganzen Menschen in den Blick nimmt. Intellektuelle Ausbildung ist eben nicht
nur eine Vorbereitung auf den Beruf: Sie ist in erster Linie Persönlichkeitsbildung.
Der Zögling soll dadurch in die Lage versetzt werden, kritisch zu denken und selbständig
zu urteilen, damit er nicht zum Sklaven gewisser Propaganda oder Ideologien wird.
Man darf den menschlichen Intellekt nicht nur auf das Nützliche oder Nachweisbare
verengen, er muss sich für die Wahrheit öffnen können und für die großen Fragen nach
dem Sinn und der Richtung des Lebens.“