In Castelgandolfo
bei Rom gehen an diesem Sonntag die Gespräche des Ratzinger-Schülerkreises zu Ende.
Der frühere Professor Joseph Ratzinger, heute Papst Benedikt, feierte mit seinen Schülern
eine heilige Messe. Seit Donnerstag hatte der exklusive Zirkel unter der Leitung des
Papstes über das Thema Neuevangelisierung beraten. Zu Beginn der Messfeier an diesem
Sonntag, bei der Wiens Kardinal Christoph Schönborn die Predigt hielt, sagte Benedikt
XVI.:
„In dieser Zeit der Abwesenheit Gottes, in der das Land der Seelen
dürre ist und die Menschen dennoch nicht wissen, wo das lebendige Wasser herkommen
soll, wollen wir den Herrn bitten, dass er sich zeigt! Wir wollen ihn bitten, dass
er denen, die anderswo die lebendigen Wasser suchen, zeigt, dass er es ist und dass
er nicht zulässt, dass der Menschen Leben, ihr Verlangen nach dem Großen im Vorläufigen
ertrinkt und erstickt.“
Der Papst bezog sich auf Psalm 63, der in der Liturgie
dieses Sonntags eine Rolle spielt: „Meine Seele dürstet nach Dir / wie dürres, lechzendes
Land ohne Wasser.“
„Wir wollen ihn bitten vor allem für die jungen Menschen,
dass der Durst nach ihm in ihnen lebendig wird und dass sie erkennen, wo Antwort ist.
Und wir, die wir ihn von Jugend auf kennen, dürfen um Vergebung bitten, dass wir so
wenig das Leuchten seines Antlitzes zu den Menschen tragen, dass so wenig von uns
die Gewissheit kommt „Er ist es, Er ist da und Er ist das Große, auf das wir alle
warten.“ Wir wollen ihn bitten, dass er uns vergibt, dass er uns erneuert mit den
lebendigen Wassern seines Geistes...“
Bei den letzten Beratungen des Ratzinger-Schülerkreises
ging es unter anderem auch um den Weltjugendtag in Madrid, an dem Mitte August auch
der Papst teilgenommen hat. Das Großereignis sei „eine wahre Injektion neuer Hoffnung“
gewesen, meinte Kardinal Schönborn. Allerdings habe es die über vierzig Ratzinger-Schüler
nachdenklich gestimmt, dass die Teilnehmer des Weltjugendtages sich selbst als Minderheit
einstuften, welche sich vom „relativistischen Klima“ bei einer Mehrheit der heutigen
Jugendlichen abhöben. Schönborn betonte gegenüber der Vatikanzeitung „Osservatore
Romano“, dass die katholische Kirche gegenüber glaubensfernen Menschen mittlerweile
„außerordentlich offen“ sei: „mehr, als man gedacht hätte“.