Nach dem Anschlag
auf den Sitz der UNO in Abuja (Nigeria) ist die Zahl der Toten auf 23 gestiegen. Das
melden Nachrichtenagenturen, die sich auf die UNO berufen. Die Behörden hingegen wollen
nichts sagen über die genaue Zahl der Opfer und Verletzten. In einem Telegramm hat
am Samstag auch der Papst die Gewalt in der Stadt verurteilt. Es ist nicht der erste
Anschlag, dessen sich die radikal-islamische Gruppe „Boko Haram“ brüstet. Trotzdem
ist Abujas Erzbischof John Olorunfemi Onaiyekan „sehr überrascht“:
„Diese
Terrorgruppe hat zwar schon früher zugeschlagen. Aber man hätte doch nicht gedacht,
dass sie sogar die Vereinten Nationen angreifen könnte. Auch das System, das die Terroristen
diesmal angewandt haben, ist etwas völlig Neues: Autos voller Sprengstoff, ganz wie
in anderen Ländern, in denen es Terrorismus gibt. Die Gruppe, die für diese Taten
verantwortlich ist, hat also Kontakte zu anderen Terroristen außerhalb des Landes.“ Zwar
kommt es in einigen Teilen des Vielvölkerstaates Nigeria immer wieder zu Ausschreitungen
zwischen Moslems und Christen, und die „Boko Haram“ hat schon viele Kirchen in die
Luft gesprengt. Trotzdem sind, wie Erzbischof Olorunfemi Onaiyekan sagt, „diese Selbstmordattentate
etwas völlig Neues für Nigeria“. „Wir können das nicht verstehen“, meint er wörtlich,
„es ist wirklich sehr schwierig, sich gegen solche Gruppen zu verteidigen“. „Hoffen
wir, dass der Aufruf des Papstes gehört wird! Auch der Sultan von Sokoto, der den
Islam in Nigeria repräsentiert, hat einen ähnlichen Appell lanciert und die Gewalt
verurteilt. Das ganze nigerianische Volk, Christen wie Moslems, verurteilt sie. Ich
habe noch von keiner Gruppe hier in Nigeria gehört, die diese Leute unterstützt. Ein
Dialog mit ihnen ist so gut wie unmöglich, weil es keinen Ansprechpartner zu geben
scheint. Ihr Ziel ist eindeutig unerreichbar: Sie wollen Nigeria in ein Taliban-Land
verwandeln. Aber wie sollte das denn gehen, wenn hier fünfzig Prozent der Bevölkerung
Christen sind und die anderen fünfzig Prozent Muslime? Außerdem wollen die Muslime
selbst ja gar nicht diese Art von Islam!“ (rv 28.08.2011 sk)