Österreich: Die wissenschaftliche Theologie ist wieder angesagt
„Wissenschaftliche
Theologie ist an den Universitäten wieder gefragt.“ Das sagt Pater Friedrich Bechina,
Beauftragter für die Qualitätssicherung an kirchlichen Universitäten bei dem Treffen
der Europäischen Gesellschaft für Katholische Theologie, die in diesen Tagen in Wien
zusammenkommt. Als Mitglied im Vorstand des Steuerungskomitees des Europarates für
Hochschulbildung und Forschung hat Bechina auch Einblick in die europäische Entwicklung
– und hier sieht er ein „eindeutig international steigendes Interesse an der Theologie.“
Die Zeit der Rechtfertigungskämpfe über die Präsenz der Theologie an Universitäten
sei vorbei. Pater Bechina, der seit Jahren in der Vatikanischen Bildungskongregation
tätig ist und den Heiligen Stuhl ebenfalls bei UNESCO, Europarat, im Bologna Prozess
und anderen Gremien vertritt, berichtet davon, dass vermehrt Nachfragen an die Theologie
gerichtet werden.
„Die Anfragen an uns von verschiedener Seite – ob das
jetzt die UNESCO ist, ob das der Europarat ist, ob das andere internationale Foren
sind, in denen Bildungspolitik gemacht wird – die ist im Wachsen und dort geht es
um die Positionen, die explizit auch theologische Positionen sind.“
Es
seien gerade die konfessionell gebundene Antworten der Theologie, die nachgefragt
würden. Hier sehe man einen klar definierten Wissenschaftsbegriff, hier würden die
dogmatischen Rahmenvorgaben klar benannt. Und gerade das sei es, wovon auch andere
Wissenschaften lernen können und auch lernen wollen, so Bechina. Die Wissenschaftlichkeit
von Theologie sei durch das Dogma nicht infrage gestellt, im Gegenteil.
„Wir
müssen nicht nur fragen, ob die Theologie ein wissenschaftliches Fundament hat, sondern
wir können vielleicht sagen, dass wir die ersten sind, die transparent machen, was
Dogma und was freie Entfaltung des Dogmas ist. Die Dogmen haben sie in der Mathematik
heute genauso. Die Idee der neutralen Mathematik ist spätestens seit Gödl zu Ende.
Ich kann ihnen heute Mathematiker nennen, die sagen, dass sie von theologischen Konzepten
lernen könne, weil theologische Konzepte transparent machten, was Dogma ist, was Tradition
ist. Das kann heute wieder Interessant für die Wissenschaft werden.“