Liebe junge Freunde! Mit Andacht und innerer Beteiligung sind wir diesen Kreuzweg
gegangen und haben Christus in seinem Leiden und Sterben begleitet. Die Kommentare
der Kreuzschwestern, die den Ärmsten und Bedürftigsten dienen, haben uns geholfen,
uns in das Geheimnis des glorreichen Kreuzes Christi zu vertiefen, das die wahre Weisheit
Gottes enthält, jene Weisheit, die über die Welt und über diejenigen urteilt, die
sich für weise halten (vgl. 1 Kor 1,17-19). Auf diesem Weg zum Kalvarienberg hat uns
auch die Betrachtung dieser außergewöhnlichen Bilder aus dem religiösen Erbe der spanischen
Diözesen geholfen. Es sind Bilder, in denen der Glaube und die Kunst eine Harmonie
bilden, um das Herz des Menschen zu erreichen und ihn zur Umkehr zu bewegen. Wenn
der Blick des Glaubens rein und ehrlich ist, tritt die Schönheit in seinen Dienst
und vermag die Geheimnisse unseres Heils so darzustellen, daß sie uns zutiefst erschüttern
und unser Herz verwandeln, wie es der heiligen Teresa von Jesus bei der Betrachtung
eines Bildes des über und über verwundeten Christus erging (vgl. Das Buch meines Lebens,
9,1). Während wir mit Jesus vorangingen, bis wir den Gipfel seiner Selbsthingabe
auf Golgota erreichten, kamen uns die Worte des heiligen Paulus in den Sinn: „Christus
hat mich geliebt und sich für mich hingegeben“ (vgl. Gal 2,20). Angesichts einer so
selbstlosen Liebe fragen wir uns nun voller Staunen und Dankbarkeit: Was sollen wir
für ihn tun? Welche Antwort sollen wir ihm geben? Der heilige Johannes sagt es deutlich:
„Daran haben wir die Liebe erkannt, daß Er sein Leben für uns hingegeben hat. So müssen
auch wir für die Brüder das Leben hingeben“ (1 Joh 3,16). Die Passion Christi drängt
uns, das Leiden der Welt auf unsere Schultern zu nehmen, in der Gewißheit, daß Gott
nicht jemand ist, der dem Menschen und seinem Mißgeschick distanziert und fern gegenübersteht.
Im Gegenteil, er wurde einer von uns, „um mit dem Menschen mit-leiden zu können, ganz
real in Fleisch und Blut […]Von da aus ist in alles menschliche Leiden ein Mitleidender,
Mittragender hineingetreten; in jedem Leiden ist von da aus die con-solatio, der Trost
der mitleidenden Liebe Gottes anwesend und damit der Stern der Hoffnung aufgegangen“
(Spe salvi, 39). Liebe junge Freunde, möge die Liebe Gottes zu uns eure Freude
mehren und euch drängen, den weniger Begünstigten nahe zu bleiben. Ihr, die ihr sehr
empfänglich seid für die Idee, das Leben mit den anderen zu teilen, geht nicht am
menschlichen Leiden vorbei, wo Gott auf euch wartet, damit ihr euer Bestes gebt: eure
Fähigkeit zu lieben und mitzuleiden. Die verschiedenen Formen des Leidens, die auf
dem Kreuzweg vor unseren Augen vorbeigezogen sind, sind Aufrufe des Herrn, das Leben
zu entfalten, indem wir seinen Spuren folgen, und uns zu Zeichen seines Trostes und
seines Heils zu machen. „Leiden mit dem anderen, für die anderen; leiden um der Wahrheit
und der Gerechtigkeit willen; leiden aus Liebe und um ein wahrhaft Liebender zu werden
– das sind grundlegende Elemente der Humanität, die abzustreifen den Menschen selbst
zerstören würde“ (ebd.) Mögen wir verstehen, diese Lektionen anzunehmen und in
die Tat umzusetzen. Wenden wir darum unseren Blick auf Christus, der am rauen Holze
hängt, und bitten wir ihn, daß er uns diese geheimnisvolle Weisheit des Kreuzes lehre,
dem der Mensch sein Leben verdankt. Das Kreuz war nicht das Ergebnis eines Mißerfolgs,
sondern die Weise, das Liebesangebot auszudrücken, das bis zur unermeßlichsten Hingabe
des eigenen Lebens reicht. Der Vater wollte die Menschen in der Umarmung seines um
der Liebe willen gekreuzigten Sohnes lieben. Das Kreuz stellt in seiner Form und in
seiner Bedeutung diese Liebe des Vaters und des Christus zu den Menschen dar. In ihm
erkennen die Ikone der äußersten Liebe, wo wir lernen, zu lieben, was Gott liebt und
wie er es tut: Das ist die Gute Nachricht, die der Welt wieder Hoffnung gibt. Wenden
wir nun unsere Augen der Jungfrau Maria zu, die uns auf dem Kalvarienberg als Mutter
gegeben wurde, und flehen wir sie an, uns auf dem Lebensweg mit ihrem liebevollen
Schutz zu unterstützen, besonders wenn wir durch die Nacht des Schmerzes gehen, damit
wir uns anstrengen, wie sie standhaft am Fuß des Kreuzes auszuhalten.