Papst an Uni-Professoren: “Gebt das Streben nach Wahrheit weiter“
Das Beste, was ein
guter Lehrer jungen Leuten mitgeben kann, sind nicht Daten und Techniken, sondern
das Streben nach der Wahrheit. Daran hat Papst Benedikt junge Universitätsdozenten
erinnert. Er traf die Hochschullehrer im Escorial-Palast; hunderte von ihnen, geordnet
nach den Farben ihrer traditionsreichen Universitätstrachten, hatten sich eingefunden.
Eindringlich warnte der Papst vor einer rein nützlichkeitsbezogenen Sicht von
Bildung. Dabei verspürten sie, die Dozenten, doch zweifellos auch „den Wunsch nach
etwas Höherem, das allen Dimensionen entspricht, die den Menschen ausmachen.“
„Wir
wissen: Wenn nur die Nützlichkeit und der unmittelbare Pragmatismus zum Hauptkriterium
erhoben werden, können die Verluste dramatisch sein – von den Missbräuchen einer Wissenschaft,
die keine Grenzen über sich anerkennt, bis zum politischen Totalitarismus, der leicht
von neuem auflebt, wenn aus Machtkalkül jeder höhere Bezug beseitigt wird. Die echte
Idee der Universität hingegen ist genau das, was uns vor dieser verkürzten und verzerrten
Sichtweise des Menschlichen bewahrt.“
Immer schon war die Universität der
Ort zu sein, wo man die eigentliche Wahrheit über den Menschen sucht. Das „erhabene
Streben“ nach der Wahrheit sei „das Wertvollste, das Sie persönlich und lebendig an
Ihre Studenten weitergeben können“, sagt der Papst den Dozenten.
„Deshalb
ermutige ich Sie eindringlich dazu, diese Sensibilität für und Sehnsucht nach der
Wahrheit niemals zu verlieren; nicht zu vergessen, dass das Lehren kein trockenes
Mitteilen von Inhalten ist, sondern eine Formung junger Menschen, die Sie verstehen
und schätzen sollen, in denen Sie diesen Durst nach der Wahrheit, den sie in ihrem
Inneren spüren, und dieses Streben nach Überwindung wecken sollen. Seien Sie für sie
Ansporn und Kraft!“
Zudem mahnte der Papst die Universitätslehrer zu einer
Haltung der Demut. Die Wahrheit geht nämlich „immer über unsere Reichweite hinaus“,
sagte Benedikt.
„Wir können sie suchen und an sie herankommen, wir können
sie jedoch nicht ganz besitzen: Vielmehr ist sie es, die uns besitzt und uns motiviert.
In der intellektuellen und Lehrtätigkeit ist daher die Demut eine unerlässliche Tugend,
die vor der Eitelkeit schützt, welche den Zugang zur Wahrheit versperrt. Wir dürfen
die Studenten nicht für uns selbst einnehmen, sondern müssen sie auf den Weg zu dieser
Wahrheit bringen, die wir alle suchen.“ (rv 19.08.2011 gs)