Die Spirale der Gewalt
in Syrien dreht sich weiter. Am Freitag waren in zahlreichen Städten zehntausende
Menschen gegen das Regime von Präsident Baschar al-Assad auf die Straße gegangen.
Die syrischen Militärkräfte setzten ihre Offensiven fort, Dutzende Menschen kamen
dabei nach Angaben von Menschenrechtlern ums Leben. Unterdessen reißt der Strom syrischer
Flüchtlinge in Richtung Türkei und Libanon nicht ab. Kirchenvertreter im In- und Ausland
befürchten, es könne zu einem massiven Exodus der Christen aus Syrien kommen. Pater
Paul Karam, Direktor der Päpstlichen Missionswerke im Libanon, beobachtet die Lage
von Beirut aus. Er sagte gegenüber Radio Vatikan: „Es besteht wirklich die Gefahr,
dass sich eine Situation einstellt wie im Irak, wo die christliche Gemeinschaft mit
massiver Abwanderung auf Terror und Krieg reagiert hat. Wir machen uns um alle christlichen
Minderheiten in der Region Sorgen und wünschen uns, dass in den arabischen Ländern
Demokratie und Religionsfreiheit umgesetzt werden.“
Jedes Volk hat das
Recht auf Freiheit und Gerechtigkeit, kommentiert der Geistliche die Situation der
syrischen Opposition. Reformen seien in diesem Sinne eine berechtigte Forderung. Allerdings
müssten diese auch tatsächlich im Sinne des Gemeinwohls erfolgen, mahnt Karam:
„Wir
glauben an die Freiheit und an Reformen, aber ohne politische und wirtschaftliche
Interessen auf Kosten einer schwachen Bevölkerung. Zum Beispiel verlangt niemand in
der Internationalen Gemeinschaft Demokratie und Religionsfreiheit in Saudi-Arabien,
da gibt es eine Politik der Interessen – über das Erdöl aber spricht niemand. Was
steckt wirklich hinter Reformen? Gibt es da tatsächlich Gleichheit? Setzen wir uns
an einen Tisch und reden wir drüber. Und beten wir, dass es wirklich Hoffnung und
Frieden für die gesamte Region gibt.“
Der UNO-Sicherheitsrat wird sich
kommende Woche erneut mit der Gewalt in Syrien beschäftigen. Durch die Sondersitzung
soll der Druck auf Machthaber Baschar al-Assad aufrecht erhalten werden. Unterdessen
forderte die US-Außenministerin ein Öl- und Gas-Embargo. Hillary Clinton setzt sich
ferner für ein Verbot von Waffenverkäufen an Syrien ein.