Berlin: 50 Jahre nach dem Mauerbau - Wulff kritisiert Kultur des Wegschauens im Westen
50 Jahre nach dem
Bau der Mauer: In Berlin gedachten an diesem Samstag Tausende der Teilung der Stadt.
Bahnen und Busse hielten für eine Minute an, das öffentliche Leben in der deutschen
Hauptstadt stand für einen kurzen Moment still. Bundespräsident Christian Wulff kritisierte
in seinere Rede bei der zentralen Gedenkfeier, dass viele Westdeutschen die Mauer
akzeptiert gehabt hätten.
"Viel Verständnis verdienen die Ostdeutschen,
die vor der Alternative standen, sich zu arrangieren oder Gefängnis zu riskieren.
Wo immer es ging. zog man sich zurück in private Nischen. Das waren beeindrucksvolle
Lebensleistungen unter den Bedingungen eines Unrechtsstaates. Beschämend dagegen eine
um sich greifende Gleichgültigkeit in Westdeutschland. Hier herrschte ein gerüttelt
Maß an intellektueller und moralischer Bequemlichkeit. Unrecht von Links empörte weniger
als Unrecht von Rechts. Die Sandinisten in Naracargua fanden mehr Anteilnahme als
die ostdeutschen Bürgerrechtler. Viele gewöhnten sich an die Mauer. Viele verharmlosten
sie. So manchen berührte das Schicksal von Millionen Deutschen jenseits des Stacheldrahts
kaum noch."