2011-08-11 16:01:49

Syrien: Bis zur letzten Patrone


RealAudioMP3 Der Weltkirchenrat hat die Konfliktparteien in Syrien zum Gewaltverzicht aufgerufen. Angesichts der zahlreichen Toten müssten Armee und staatliche Sicherheitsbehörden den rücksichtslosen Einsatz von Gewalt gegen Demonstranten beenden. Im Interview mit dem Kölner Domradio spricht Islamwissenschaftler Guido Steinberg (SWP) über die verfahrene Lage. Das Assad-Regime sei bereit, bis zur letzten Patrone zu kämpfen.

„Wahrscheinlich wird Assad stürzen müssen. Das Regime hat gegenüber der eigenen Bevölkerung, aber auch gegenüber anderen Staaten in der Region und auch international ganz deutlich gemacht, dass es bereit ist, bis zur letzten Patrone zu kämpfen. Diese Kämpfe werden tatsächlich erst aufhören, wenn das Regime gestürzt oder aber im Land wieder Ruhe eingekehrt ist. Es ist nicht zu erwarten, dass das Assad-Regime irgendeiner Verhandlungslösung zustimmt.“

Mehrere Länder ziehen Ihre Botschafter ab – zuletzt auch Saudi-Arabien.

„Syrien ist schon seit den 1980er Jahren durch sein Bündnis mit dem Iran, was seit heute Bestand hat, in der arabischen Welt mehr oder weniger isoliert. So dass auch diese Maßnahmen keine Auswirkungen haben werden. Es gibt keine Möglichkeit für diese Staaten über ihre Botschafter in Damaskus tatsächlich auf das Regime einzuwirken. Da ist der türkische Vermittlungsversuch schon etwas zielgerichteter, weil vor allem die Wirtschaftsbeziehungen zur Türkei in den letzten Jahren enorm ausgeweitet worden sind. Aber auch den Türken hat Assad sehr deutlich gemacht, dass er nichts von ihren Versuchen der Vermittlung hält.“

Die Mitglieder des UNO-Sicherheitsrates hätten noch eine Möglichkeit, um auf Assad einzuwirken, so Steinberg.

„Da sind in erster Linie die Chinesen, aber auch die Russen, die keine weitergehenden Schritte wünschen. Es ist im Moment so, dass die Amerikaner vor allem auf die Europäer einwirken unilaterale Sanktionen gegenüber Syrien zu ergreifen, die möglicherweise den Öl- und Gassektor betreffen. Da Syrien sehr viel Öl und Gas nach Europa exportiert, wäre das tatsächlich ein probates Mittel. Allerdings, so lange China und Russland nicht tatsächlich voll hinter einer möglichen Resolution stehen, ist da nicht zu erwarten, dass tatsächlich eine Änderung eintritt.“

(domradio 11.08.2011 mg)







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