Johannes Paul II. in Berlin: 50 Jahre nach dem Bau der Mauer
Politik, Kirche und
Gesellschaft erinnern in diesen Tagen an den Bau der Berliner Mauer und seine Folgen
- vor 50 Jahren, in der Nacht zum 13. August 1961, fingen Arbeiter damit an, die Stadt
zu teilen. Noch zwei Monate vor Beginn der Bauarbeiten hatte der Staatsratsvorsitzende
der DDR, Walter Ulbricht, auf einer Pressekonferenz vor westdeutschen Journalisten
erklärt:
„Ich möchte hinzufügen, dass es selbstverständlich Menschen
gibt, die die Absicht haben, ihren Wohnsitz zu ändern. Die einen wollen aus der Deutschen
Demokratischen Republik nach der westdeutschen Bundesrepublik umsiedeln, die anderen
wollen aus der Bundesrepublik in die Deutschen Demokratischen Republik umsiedeln.
Das darf selbstverständlich alles nur auf gesetzlichem Wege geschehen. Niemand hat
die Absicht, eine Mauer zu errichten!“
Fast 30 Jahre lang durchzog
die Betonwand Berlin und wurde zum Symbol des kalten Krieges. Papst Johannes Paul
II. - wie auch seine Vorgänger - forderte immer wieder, dass der „Eiserne Vorhang“
fallen müsse und dachte dabei an die Einheit des Kontinents, nicht nur die von Berlin
und Deutschland. Als Johannes Paul II. im Juni 1996 nach Berlin reiste, sprach er
auch vor dem Brandenburger Tor:
„Das Brandenburger Tor wurde von zwei
deutschen Diktaturen besetzt. Den nationalsozialistischen Gewaltherrschern diente
es als imposante Kulisse für Paraden und Fackelzüge, und von den kommunistischen Tyrannen
wurde dieses Tor mitten in dieser Stadt zugemauert.“
In seiner Rede
vor der inzwischen vereinten Berliner Bevölkerung betonte der aus Polen stammende
Papst besonders das Recht der Menschen auf Freiheit:
„Weil sie Angst
vor der Freiheit hatten, pervertierten die Ideologen ein Tor zur Mauer. Gerade an
dieser Stelle Berlins, die zugleich zur Nahtstelle Europas wurde, zur unnatürlichen
Schnittstelle zwischen Ost und West, gerade an dieser Stelle offenbarte sich für alle
Welt sichtbar die grausame Fratze des Kommunismus, dem die menschlichen Sehnsüchte
nach Freiheit und Frieden suspekt sind.“
Johannes Paul rief vor dem
Brandenburger Tor dazu auf, dass von der deutschen Hauptstadt eine neue Bewegung für
Freiheit in Europa ausgehen müsse. Nicht nur Deutschland, sondern ganz Europa brauche
dazu den unentbehrlichen Beitrag der Christen.
„Das neue Haus Europa,
von dem wir sprechen, braucht ein freies Berlin und ein freies Deutschland. Es braucht
vor allem die Luft zum Atmen, geöffnete Fenster, durch die der Geist des Friedens
und der Freiheit eindringen kann. Nicht nur Deutschland, sondern ganz Europa braucht
dazu den unentbehrlichen Beitrag der Christen!“