2011-08-11 11:42:13

Deutschland: Konfessionell kooperativer Religionsunterricht


RealAudioMP3 Religionsunterricht in Deutschlands Schulen ist eine Aufgabe der verschiedenen Konfessionen. In der Realität allerdings wird in vielen Einrichtungen bereits gemeinsamer Unterricht für Kinder unterschiedlicher Konfessionen angeboten, so zum Beispiel in Baden-Württemberg. Mancherorts ist der konfessionell kooperative Religionsunterricht, an dem katholische wie evangelische Schüler teilnehmen, aus der Not geboren, weil die Schülerzahlen bekanntlich stark zurückgehen. Er ist aber auch Ausdruck des Willens zu ökumenischer Kooperation, sagt der katholische Religionspädagoge Professor Lothar Kuld von der Pädagogischen Hochschule Weingarten im Gespräch mit Radio Vatikan. Kuld und Kollegen begleiten den konfessionell kooperativen Religionsunterricht wissenschaftlich. Gibt es Vorbehalte gegen diese Zusammenarbeit?

„Mir scheint, es gibt Ängste auf beiden Seiten. Es gibt von der evangelischen Seite vor allem aus pietistischen Kreisen Vorbehalte. Die katholische Seite hat manchmal das Problem, dass sie in der Kooperation schauen muss, wie ist der Gesamtkontext der Weltkirche in solchen Kooperationen. Und da gibt es dann Angriffe vor allem vom traditionellen Rand der katholischen Kirche. Aber die Verantwortlichen wie auch die Lehrkräfte an den Schulen stehen katholischerseits sehr stark hinter diesem Projekt.“

Dies zeigte auch eine Studie in Baden-Württemberg. Viele der Religionslehrer sind schon aus pädagogischen Gründen zum konfessionell kooperativen Religionsunterricht bereit. Lothar Kuld:

„Es geht um Bildung. Und das bedeutet auch um Verständigung und Reflexion von Religion und eigenem Glauben von Konfession. Und dazu gehört immer eine Binnenperspektive, aber auch eine Außensicht. Durch die Zusammenarbeit bekomme ich die Außensicht frei Haus geliefert. Und das sehen Kolleginnen und Kollegen als einen Gewinn.“

Ein weiteres Ergebnis der Untersuchung ist, dass Jugendliche, die getrennt Religionsunterricht erhalten, oft massive Schwierigkeiten mit der jeweils anderen Konfession haben. Das gelte besonders für evangelische Gymnasiasten:

„Bis zu 80 Prozent sagen, dass man mit Katholiken nicht im gleichen Religionsunterricht sitzen könne, denn die seien so verschieden von dem was wir denken. Das können wir uns überhaupt nicht vorstellen.“

Die Religionspädagogen haben untersucht, was sich bei den Schülern verändert, die den konfessionell kooperativen Religionsunterricht besuchen.

„Erstens: Sowohl evangelische als auch katholische Schüler wissen über die Gegenkonvention deutlich mehr und nachweislich mehr als Schüler, die in Lerngruppen sind, die homogen sind, also evangelisch oder katholisch. Zweitens haben wir festgestellt,, dass vor allem Vorurteile gegenüber katholischen Volksfrömmigkeitsformen wie Marienverehrung, Heiligenverehrung bei evangelischen Schülern abgebaut werden, die das authentisch mitbekommen in ihrem Unterricht, weil ich Dinge lerne über andere, die mir meine Lehrerin vorher überhaupt nicht mitteilen konnte.“

(rv 12.08.2011 mch)







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