Religionsunterricht
in Deutschlands Schulen ist eine Aufgabe der verschiedenen Konfessionen. In der Realität
allerdings wird in vielen Einrichtungen bereits gemeinsamer Unterricht für Kinder
unterschiedlicher Konfessionen angeboten, so zum Beispiel in Baden-Württemberg. Mancherorts
ist der konfessionell kooperative Religionsunterricht, an dem katholische wie evangelische
Schüler teilnehmen, aus der Not geboren, weil die Schülerzahlen bekanntlich stark
zurückgehen. Er ist aber auch Ausdruck des Willens zu ökumenischer Kooperation, sagt
der katholische Religionspädagoge Professor Lothar Kuld von der Pädagogischen Hochschule
Weingarten im Gespräch mit Radio Vatikan. Kuld und Kollegen begleiten den konfessionell
kooperativen Religionsunterricht wissenschaftlich. Gibt es Vorbehalte gegen diese
Zusammenarbeit?
„Mir scheint, es gibt Ängste auf beiden Seiten. Es gibt
von der evangelischen Seite vor allem aus pietistischen Kreisen Vorbehalte. Die katholische
Seite hat manchmal das Problem, dass sie in der Kooperation schauen muss, wie ist
der Gesamtkontext der Weltkirche in solchen Kooperationen. Und da gibt es dann Angriffe
vor allem vom traditionellen Rand der katholischen Kirche. Aber die Verantwortlichen
wie auch die Lehrkräfte an den Schulen stehen katholischerseits sehr stark hinter
diesem Projekt.“
Dies zeigte auch eine Studie in Baden-Württemberg. Viele
der Religionslehrer sind schon aus pädagogischen Gründen zum konfessionell kooperativen
Religionsunterricht bereit. Lothar Kuld:
„Es geht um Bildung. Und das bedeutet
auch um Verständigung und Reflexion von Religion und eigenem Glauben von Konfession.
Und dazu gehört immer eine Binnenperspektive, aber auch eine Außensicht. Durch die
Zusammenarbeit bekomme ich die Außensicht frei Haus geliefert. Und das sehen Kolleginnen
und Kollegen als einen Gewinn.“
Ein weiteres Ergebnis der Untersuchung
ist, dass Jugendliche, die getrennt Religionsunterricht erhalten, oft massive Schwierigkeiten
mit der jeweils anderen Konfession haben. Das gelte besonders für evangelische Gymnasiasten:
„Bis
zu 80 Prozent sagen, dass man mit Katholiken nicht im gleichen Religionsunterricht
sitzen könne, denn die seien so verschieden von dem was wir denken. Das können wir
uns überhaupt nicht vorstellen.“
Die Religionspädagogen haben untersucht,
was sich bei den Schülern verändert, die den konfessionell kooperativen Religionsunterricht
besuchen.
„Erstens: Sowohl evangelische als auch katholische Schüler wissen
über die Gegenkonvention deutlich mehr und nachweislich mehr als Schüler, die in Lerngruppen
sind, die homogen sind, also evangelisch oder katholisch. Zweitens haben wir festgestellt,,
dass vor allem Vorurteile gegenüber katholischen Volksfrömmigkeitsformen wie Marienverehrung,
Heiligenverehrung bei evangelischen Schülern abgebaut werden, die das authentisch
mitbekommen in ihrem Unterricht, weil ich Dinge lerne über andere, die mir meine Lehrerin
vorher überhaupt nicht mitteilen konnte.“