2011-08-09 11:17:52

Ägypten: Augsburger Friedenspreis für Papst Shenouda


RealAudioMP3 Papst Shenouda III. von Alexandrien, Oberhaupt der koptisch-orthodoxen Kirche, erhält den Preis des Augsburger Hohen Friedensfests 2011. Das gab Oberbürgermeister Kurt Gribl am Montag bekannt. Die mit 12.500 Euro dotierte Auszeichnung wird dem koptischen Papst für seine Verdienste als Brückenbauer zwischen den christlichen Konfessionen sowie zwischen Christen und Muslimen in seiner Heimat Ägypten verliehen. Er soll sie im Oktober im Goldenen Saal des Augsburger Rathauses entgegennehmen. Joachim Schroedel, Seelsorger der deutschsprachigen katholischen Gemeinde in Kairo, kommentiert die Entscheidung im Gespräch mit dem Münchner Kirchenradio.

„Dieser Mann ist einfach eine Ikone für die Christenheit. Was er dann tut, wie er reagiert und wie er politisiert, ist im Moment wohl sekundär. Die Entscheidung von Augsburg und der evangelischen Kirche ist eine gute Entscheidung, wobei andererseits man auch wieder sagen muss: So ein richtiger Promotor im Zusammenhang der Revolution war Shenouda sicherlich nicht.“

Als problematisch sieht der deutsche Seelsorger Shenoudas Affinität zu Hosni Mubarak. Unter dem Machthaber hätten die Christen in Ägypten in den vergangenen 30 Jahren zwar einen gewissen Schutz genossen. Auch aus der Angst heraus, dass bei einem Sturz Mubaraks die Muslimbrüder erstarken könnten, habe Shenouda sein Volk „aus ganzem Herzen“ versucht zu schützen. Angesichts der Aufstände in seinem Land habe er sich aber in den letzten Monaten „durchlaviert“, bemängelt Schroedel:

„Noch in den ersten Wochen hat Papst Shenouda eindeutig und immer wieder seine koptischen Glaubensbrüder und –schwestern dazu aufgerufen, nicht gegen Mubarak zu demonstrieren. Damit stand er natürlich auch in Opposition zu einigen Priestern und vielen Bischöfen. Man weiß, dass es ein sehr weiser, aber natürlich auch ein sehr alter Mann ist, der in seiner Welt verhaftet ist und vielleicht auch nicht mehr ganz den neuen Aufbruch verstehen kann.“

Der 1923 im ägyptischen Aboub als Nazir Gayed Rafail geborene Shenouda ist seit 1971 der 117. Patriarch von Alexandrien und Papst des Stuhles vom Heiligen Markus. Von 1991 bis 1998 war Shenouda III. Präsident des Ökumenischen Rates der Kirchen. Er ist Vorsitzender des Rates der Kirchen im Nahen Osten. Im Februar 2000 traf er mit Papst Johannes Paul II. zusammen.

Hintergrund
Der Preis des Augsburger Hohen Friedensfests wurde 1985 anlässlich der 2.000-Jahr-Feier der Stadt erstmals „für besondere Leistungen zur Förderung interkonfessioneller Gemeinsamkeiten“ vergeben. Zu den bisherigen Preisträgern zählen unter anderen Michail Gorbatschow, der frühere Bundespräsident Richard von Weizsäcker, die Gründerin der Fokolar-Bewegung, Chiara Lubich, sowie der ehemalige Bischof von Oppeln, Alfons Nossol.

(muenchner kirchenradio/kna 09.08.2011 pr)








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