Ägypten: Augsburger Friedenspreis für Papst Shenouda
Papst Shenouda III.
von Alexandrien, Oberhaupt der koptisch-orthodoxen Kirche, erhält den Preis des Augsburger
Hohen Friedensfests 2011. Das gab Oberbürgermeister Kurt Gribl am Montag bekannt.
Die mit 12.500 Euro dotierte Auszeichnung wird dem koptischen Papst für seine Verdienste
als Brückenbauer zwischen den christlichen Konfessionen sowie zwischen Christen und
Muslimen in seiner Heimat Ägypten verliehen. Er soll sie im Oktober im Goldenen Saal
des Augsburger Rathauses entgegennehmen. Joachim Schroedel, Seelsorger der deutschsprachigen
katholischen Gemeinde in Kairo, kommentiert die Entscheidung im Gespräch mit dem Münchner
Kirchenradio.
„Dieser Mann ist einfach eine Ikone für die Christenheit.
Was er dann tut, wie er reagiert und wie er politisiert, ist im Moment wohl sekundär.
Die Entscheidung von Augsburg und der evangelischen Kirche ist eine gute Entscheidung,
wobei andererseits man auch wieder sagen muss: So ein richtiger Promotor im Zusammenhang
der Revolution war Shenouda sicherlich nicht.“
Als problematisch sieht
der deutsche Seelsorger Shenoudas Affinität zu Hosni Mubarak. Unter dem Machthaber
hätten die Christen in Ägypten in den vergangenen 30 Jahren zwar einen gewissen Schutz
genossen. Auch aus der Angst heraus, dass bei einem Sturz Mubaraks die Muslimbrüder
erstarken könnten, habe Shenouda sein Volk „aus ganzem Herzen“ versucht zu schützen.
Angesichts der Aufstände in seinem Land habe er sich aber in den letzten Monaten „durchlaviert“,
bemängelt Schroedel:
„Noch in den ersten Wochen hat Papst Shenouda eindeutig
und immer wieder seine koptischen Glaubensbrüder und –schwestern dazu aufgerufen,
nicht gegen Mubarak zu demonstrieren. Damit stand er natürlich auch in Opposition
zu einigen Priestern und vielen Bischöfen. Man weiß, dass es ein sehr weiser, aber
natürlich auch ein sehr alter Mann ist, der in seiner Welt verhaftet ist und vielleicht
auch nicht mehr ganz den neuen Aufbruch verstehen kann.“
Der 1923 im ägyptischen
Aboub als Nazir Gayed Rafail geborene Shenouda ist seit 1971 der 117. Patriarch von
Alexandrien und Papst des Stuhles vom Heiligen Markus. Von 1991 bis 1998 war Shenouda
III. Präsident des Ökumenischen Rates der Kirchen. Er ist Vorsitzender des Rates der
Kirchen im Nahen Osten. Im Februar 2000 traf er mit Papst Johannes Paul II. zusammen.
Hintergrund Der
Preis des Augsburger Hohen Friedensfests wurde 1985 anlässlich der 2.000-Jahr-Feier
der Stadt erstmals „für besondere Leistungen zur Förderung interkonfessioneller Gemeinsamkeiten“
vergeben. Zu den bisherigen Preisträgern zählen unter anderen Michail Gorbatschow,
der frühere Bundespräsident Richard von Weizsäcker, die Gründerin der Fokolar-Bewegung,
Chiara Lubich, sowie der ehemalige Bischof von Oppeln, Alfons Nossol.