Indigene Völker: Kampf um Lebensraum, „junge Generation nutzt das Internet“
Ureinwohnern in Asien,
Afrika und Südamerika droht durch den Bau von Staustämmen weltweit Umsiedlung und
Entwurzelung. Daran erinnert die Gesellschaft für bedrohte Völker anlässlich des Internationalen
Tages der indigenen Völker, der an diesem Dienstag begangen wird. In Brasilien laufen
die Vorbereitungen für den Bau des drittgrößten Staudammes der Welt, den Belo Monte,
gegen den Widerstand der indianischen und nichtindianischen Flussanrainer. Sollte
der Staudamm am Xingu-Fluss tatsächlich gebaut werden, wäre damit die Tür zu Folgeprojekten
aufgestoßen. Das wäre eine fatale Entwicklung für die gesamte Biosphäre im Amazonasregenwald,
erklärt Yvonne Bangert von der Gesellschaft für bedrohte Völker im Interview mit Radio
Vatikan:
„Es sind ja über dieses Projekt hinaus mindestens 60 weitere Staudämme
geplant im brasilianischen Amazonasgebiet, die sehr gravierende Auswirkungen haben
werden für die indigenen Völker, die ja häufig als Fischer, Jäger und Sammler in der
Region leben und ihre Lebensgrundlage komplett verlieren werden. Belo Monte hat darüber
hinaus noch Konsequenzen, weil es ja ausgelegt ist als drittgrößter Staudamm weltweit,
wenn er dann gebaut wird. Und damit hat er ja dann auch Auswirkungen aufs Klima.“
Gerade
in tropischen Gebieten schade die angeblich so „saubere“ Energiegewinnung durch Wasserkraft
der Umwelt: Das organische Material verrotte unter der Wasseroberfläche und setze
Treibhausgase frei, erklärt die Expertin. Obwohl im Fall Belo Monte Verfahren der
Umweltprüfung und diverse Klagen und Prozesse noch nicht abgeschlossen seien, sei
dennoch eine Teilgenehmigung für das Projekt erteilt worden.
„Das bedeutet,
dass aktuell ganz „legal“, wenn auch aus menschenrechtlicher Sicht bedauerlicherweise,
mit der Vorbereitung der Bauarbeiten begonnen werden kann: Wegebau, Siedlungen für
die Bauarbeiter usw. Es hat schon die ersten Konflikte gegeben mit Einwohnern aus
Altamira, die weichen sollen für die ersten Infrastrukturen. Andererseits gehen die
Proteste weiter; die indigenen Flussanrainer – die eine gute internationale Unterstützung
haben – geben nicht auf und suchen weitere Wege.“
An vorderster Front kämpft
für die indigenen Völker der Region der aus Österreich stammenden Bischof Erwin Kräutler.
Er habe ganz klar „Lügen“ der Regierung hinsichtlich der Auswirkungen des Bauprojektes
benannt, so Bangert. Eine weitere positive Entwicklung sei der wachsende Protest der
indigenen Völker im Kampf ums die eigene Lebensgrundlage. Dabei nützten sie inzwischen
auch verstärkt moderne Kommunikationsmittel, um sich Hilfe bei Nichtregierungsorganisationen
zu suchen:
„Sie benutzen die modernen Kommunikationsmittel, nicht nur die
Yanomami, auch die Jaschalinka in Acre. Es gibt da viele Beispiele. Die haben zum
Beispiel kleine Solaranlagen, die sie brauchen für ihre Rechner, um ins Internet zu
gehen. Das ist eine neue Generation, die lernt, mit unserer Kommunikationstechnologie
umzugehen, die gut gebildet ist, die sich in unserer Welt bewegen kann und trotzdem
in der eigenen Kultur weiter verwurzelt ist.“