Ägypten: Christen zufrieden mit Prozess gegen Mubarak
Die Christen in Ägypten
sind zufrieden mit dem Verlauf des Gerichtsprozesses gegen Hosni Mubarak. Diese Woche
wurde das Verfahren gegen den früheren ägyptischen Staatspräsidenten eröffnet. Damit
beginne eine neue Ära für das moderne Ägypten, sagte der koptische Bischof Kirollos.
Es sei Ausdruck einer „neuen Ordnung, in der Recht und Gerechtigkeit unterschiedslos
für alle Bürger gelten“, sagte Kirollos in einem Interview mit der italienischen Zeitung
„Il Tempo“ am Donnerstag. Kirollos ist Bischof von der Stadt Nag Hammadi, die rund
130 Kilometer von Luxor entfernt ist.
Die überwiegende Mehrheit der Ägypter
– egal ob Christen oder Muslime – will Mubarak nicht am Strang sehen. Das sagt Wolfgang
Mayer, Vertreter der CSU-nahen Hans-Seidel-Stiftung in Kairo.
„Mubarak ist
bei vielen Ägyptern weiterhin ein gewisser Held, der sich damals, im Krieg von 1973,
bei der Rückeroberung des Sinai einen Namen gemacht hat und der auch als Präsident
sicherlich einige wirtschaftliche Erfolge verbucht hat. Anders ist es mit den Söhnen
Mubaraks.“
Der Prozess könnte zu neuen Unruhen in dem Land führen, fügt
Wolfgang Mayer an.
„Die Ägypter haben noch nie eine Live-Schaltung aus einem
Gerichtssaal im Fernsehen erlebt, bei der eine wichtige Person angeklagt wird. Die
Gesellschaft wird sicherlich dadurch gespalten. Für die einen ist das eine Demütigung,
für die anderen ist der Prozess ein Akt der Gerechtigkeit.“
Hintergrund Gegen
den gestürzten ägyptische Staatschef Hosni Mubarak war am Mittwoch in der Hauptstadt
Kairo der Prozess eröffnet worden. Dem 83-Jährigen werden die Anordnung von Gewalt
gegen Regierungsgegner sowie Amtsmissbrauch vorgeworfen. Zum Prozessauftakt wies er
alle Anschuldigungen zurück und plädierte auf „nicht schuldig“. Mubarak verfolgte
die Verhandlung von seinem Krankenbett aus. Der langjährige Staatspräsident war am
11. Februar unter dem Druck wochenlanger Proteste zurückgetreten.